Vier Lebensmittelunternehmen wollen ein neues Klima-Label einführen: Nestlé Deutschland, Oatly, Frosta und Mymuesli. Die BVE unterstützt die freiwillige Kommunikation von Klimabilanzen auf oder unabhängig von der Verpackung, hält hierfür aber auch EU-weit einheitliche Standards für zielführend. Insofern begrüßt der Verband die Green-Claims-Initiative der EU-Kommission.
Unter dem Namen „Together for Carbon Labelling“ verpflichten sich die vier bekannten Marken dazu, ein Standard-Label für den CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln zu entwickeln. „Damit wollen wir den Kaufentscheidungsprozess für umweltbewusste Konsumentinnen und Konsumenten vereinfachen und die Unternehmen dabei unterstützen, ihren CO₂-Verbrauch zu identifizieren und zu reduzieren“, heißt es von der Initiative. Koordiniert wird die Allianz von der Klimaschutzorganisation German Zero, die von Global Impact Alliance und COBIOM unterstützt wird.
Nicht auf die Politik warten
Die Initiative baut auf einer von rund 57.000 Bürgern unterzeichneten Petition zur gesetzlichen CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln auf, die von Oatly im Jahr 2020 initiiert und von 13 Lebensmittelunternehmen und weiteren Organisationen unterstützt wurde. Im September 2020 wurde sie öffentlich im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages debattiert.
„Den CO2-Abdruck eines jeden Produktes auszuweisen, hält unser Haus für extrem schwierig“, sagte Uwe Feiler (CDU/CSU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in diesem Zusammenhang. Dafür müsse die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden. Die entsprechenden Daten zusammenzutragen, sei für Unternehmen „nicht so einfach“. Mit zusätzlicher Bürokratie sollten gerade kleinere und mittlere Betriebe nicht belastet werden.
Feiler erklärte zudem, dass das BMEL prüfe, ob eine Kennzeichnung von CO2-Emissionswerten „Bestandteil eines umfangreicheren Nachhaltigkeitssystems“ sein könne. Einen extra Ausweis des CO2-Fußabdruckes halte er aber nicht für sinnvoll. Der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz sprach sich in einem Gutachten für eine CO2-Kennzeichnung aus. Da bisher noch keine Antwort des Ausschusses vorliegt, möchten die vier Unternehmen nun einen eigenen Weg gehen.
GermanZero begleitet die Initiative und nimmt eine neutrale Vermittlungsposition ein, um zu gewährleisten, dass die vereinbarten Ziele und Standards eingehalten werden. Die Klimaschutzorganisation trägt außerdem mit Expertenwissen dazu bei, eine einheitliche Bemessungsgrundlage zu gewährleisten. „Klimaschutz kann und muss transparent und niedrigschwellig geschehen. Wir sehen, dass die Politik auch hier wieder sehr behäbig ist und nehmen nun das Heft des Handelns selber in die Hand“, unterstreicht Dr. Julian Zuber, CEO von GermanZero, die Rolle der Organisation.
Farben, Zahlen, smarte Lösungen
Wie die Kennzeichnung auf der Verpackung aussehen soll, ist noch unklar. Eine farbliche Kennzeichnung wie beim Nutri-Score sei denkbar, sagt Julian Zuber, Geschäftsführer von German Zero. Diese allein hält Oatly-Deutschlandchef Tobias Goj jedoch für zu intransparent und schlägt „konkrete Zahlen, die Vergleichbarkeit ermöglichen“ vor, etwa die Angabe des CO2-Fußabdrucks.
Ziel ist es zunächst, die Rahmenbedingungen und Kriterien für die CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln zu identifizieren. Auf dieser Grundlage soll ein umsetzbarer, vereinheitlichter und kontrollierbarer Standard erarbeitet werden. Anke Stübing, Head of Sustainability Nestlé Deutschland denkt noch einen Schritt weiter: „Langfristig würden wir uns wünschen, dass Lebensmittel nicht nur nach ihrem CO2-Ausstoß, sondern ganzheitlich im Hinblick auf ihre Umweltauswirkungen gekennzeichnet werden – zum Beispiel wieviel Wasser oder Fläche sie in der Herstellung verbrauchen. Um das zu erreichen, setzen wir uns auch für eine gemeinsame europäische Methodik zur Berechnung der Umweltauswirkungen ein.“
Die BVE unterstützt eine einheitliche Messung der Klimabilanz sowie deren freiwillige Kommunikation gegenüber dem Verbraucher unabhängig von der Verpackung. Klimabilanzen und ihre Verbesserung sind komplex, es braucht smarte digitale Lösungen, die einen Mehrwert für den Verbraucher darstellen. Für die BVE spielt dabei der von der EU-Kommission entwickelte Umweltfußabdruck (PEF) als Methodik eine Rolle, denn wenn dieser zukünftig eine Basis für einheitliche Messungen bilden soll, muss weiter an einer Anwendbarkeit für alle Produkte geforscht werden. Auch fordert die BVE EU-weit einheitliche Regeln für die freiwillige Kennzeichnung und Werbung mit Klimaaussagen und begrüßt, dass die EU-Kommission hier bald einen Rahmen für Green Claims setzen will.