Rohstoffpreise für Obst, Zucker, Orangensaft und Kakao erreichen neue Höhen

Die stark gestiegenen Rohstoffpreise belasten die Lebensmittelindustrie in Deutschland und Europa massiv. Besonders Obst, Zucker, Orangensaft und Kakao sind von enormen Preissteigerungen betroffen, die weitreichende Konsequenzen für die Verarbeiter und Endverbraucher haben.

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Ernteausfälle bei Obst verschärfen Rohstoffknappheit

Die Obst-, Gemüse- und Kartoffelverarbeitende Industrie steht derzeit vor erheblichen Herausforderungen, verursacht durch eine Serie ungewöhnlicher Wetterereignisse im Frühjahr 2024. Das Wetter im Frühling hat die Verfügbarkeit von Früchten, die für die Herstellung von Konfitüren, Marmeladen und anderen Konserven essenziell sind, drastisch reduziert. In Polen, dem Hauptlieferanten für Erdbeeren, gab es dieses Jahr eine Halbierung der üblichen Erntemenge. Ähnliche Einbußen sind aus Spanien, Griechenland und Serbien gemeldet worden, was die Gesamtsituation verschärft.

Darüber hinaus hat das kühle und feuchte Wetter in Belgien dazu geführt, dass die Sauerkirschenernte vollständig ausgefallen ist. Die Apfelernten in den Niederlanden, Belgien und Polen haben ebenfalls stark unter den Frostschäden im April gelitten, was die verfügbare Menge halbiert hat. Auch die Qualität und Größe der Pfirsiche und Aprikosen in Südeuropa leiden unter den extremen Temperaturschwankungen.

Diese weitreichenden Ernteausfälle haben zur Folge, dass die Rohstoffverfügbarkeit für die Verarbeitungsindustrie auf einem historisch niedrigen Niveau liegt. Die Preise für die noch verfügbaren Früchte sind stark angestiegen, was die Produktionskosten in die Höhe treibt. Hersteller, die normalerweise durch die Verarbeitung saisonal verfügbarer Früchte eine ganzjährige Produktversorgung sicherstellen, stehen vor dem Problem, dass sie ihre üblichen Produktionsmengen nicht erreichen können. Die aktuellen Missernten bedrohen nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern bringen auch wirtschaftliche Herausforderungen für die Unternehmen mit sich.

Herausforderung für die Zuckerindustrie

Auch die Zuckerwirtschaft ist von den extremen Wetterbedingungen betroffen. Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) berichtet, dass für die Ernte 2024 erhebliche Einbußen erwartet werden. Durch den trockenen Sommer 2023 und die kühlen Frühjahrsmonate sind die Zuckerrübenbestände vielerorts deutlich geschrumpft. In Deutschland wird von einer um 15 Prozent geringeren Ernte ausgegangen. Dies hat zur Folge, dass die Erzeugung der Zuckerindustrie in Deutschland im Jahr 2024 erneut sinkt. Die Herausforderungen sind jedoch nicht nur klimatisch bedingt, sondern auch durch geopolitische Unsicherheiten und steigende Produktionskosten beeinflusst. Die WVZ warnt davor, dass diese Entwicklungen erhebliche Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und die Preise von Zucker haben könnten, was sowohl die Hersteller als auch die Verbraucher stark belastet.

Orangensaft – kleinere Flaschen, höhere Preise

Auch der Orangensaftmarkt leidet stark unter den globalen Entwicklungen. Die Wettereinflüsse und die Krankheit „Citrus Greening“ haben die Ernten in Brasilien, dem weltweit größten Produzentenland, drastisch reduziert. Laut Valensina sind die Ernten um mehr als 30 Prozent zurückgegangen, was die Lagerbestände auf ein historisches Tief gesenkt hat. Die Preissteigerungen werden auf verschiedenen Wegen an die Verbraucher weitergegeben. Valensina, einer der führenden Safthersteller, hat sich entschieden, die Flaschengröße von 1 Liter auf 700 ml zu reduzieren, während der Preis unverändert bleibt. Olaf Jark, Geschäftsleiter Marketing bei Valensina, erklärt: „Bei Orangensaft bleibt Herstellern aktuell nur eine Preiserhöhung – direkt über den Regalpreis oder indirekt über ein kleineres Gebinde. Wir haben uns für Letzteres entschieden, da wir unseren Kunden weiterhin einen puren Orangensaft zu einem attraktiven Preis anbieten möchten“.

Kakao – knappe Bestände und neue Regulierungen erhöhen Rohstoffpreise

Nicht zuletzt der Kakaomarkt sieht sich großen Herausforderungen gegenüber. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) berichtet, dass die Verfügbarkeit von Kakao durch Ernteausfälle in den Hauptanbauländern Westafrikas stark beeinträchtigt ist. Hinzu kommt, dass neue europäische Regulierungen, die auf Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit abzielen, die Kosten für die Kakaoverarbeiter weiter erhöhen. Diese Situation führt zu einem erheblichen Preisdruck auf die gesamte Branche, der sich zwangsläufig auf die Endverbraucherpreise auswirken wird.

Die Kombination aus schlechten Ernten, weltweiten Versorgungsengpässen und steigenden Anforderungen durch gesetzliche Regulierungen setzt die Rohstoffmärkte unter Druck und zwingt die Unternehmen, ihre Preispolitik anzupassen. Verbraucher müssen sich daher auf anhaltend hohe Preise bei verarbeitetem Obst, Zucker, Orangensaft und Kakao einstellen.

Mit zertifiziertem Palmöl in die Zukunft

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