Geschäftsklima erreicht neues Rekordtief, Gesamtabsatz geht um 3,8% zurück

Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftete im Juli 2022 einen Umsatz von insgesamt 17,9 Milliarden Euro und steigerte das Vorjahresergebnis damit nominal um 16,6 Prozent. Das Umsatzplus resultierte hauptsächlich aus steigenden Verkaufspreisen im In- und Ausland, während der Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat mit minus 3,8 Prozent deutlich rückläufig war.

Auf dem Inlandsmarkt erwirtschafteten die Lebensmittelhersteller einen Umsatz von 11,9 Milliarden Euro und bauten das Vorjahresergebnis damit nominal um 21,9 Prozent aus. Bei steigenden Verkaufspreisen von plus 20,1 Prozent verzeichnete die Branche einen Absatzzuwachs von 1,5 Prozent.

Das Auslandsgeschäft konnten die Hersteller preisbedingt nominal ausbauen. Das Umsatzergebnis betrug 6,0 Milliarden Euro und stieg somit nominal um 7,3 Prozent im Vorjahresvergleich. Das nominale Umsatzplus beruhte auf steigenden Ausfuhrpreisen von 23,2 Prozent, während der Absatz mit minus 12,9 Prozent stark rückläufig war. Neben einem höheren Umsatz steigerten die Hersteller ihre Lebensmittelproduktion zum Vorjahr, jedoch nicht zum Vormonat: Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg im Juli um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während gegenüber dem Vormonat ein Minus von 3,7 Prozent zu Buche steht.

Rohstoffmärkte
Die Agrarrohstoffkosten sind einer der größten Kostenfaktoren für die Lebensmittelproduktion. Besonders steigende Rohstoffkosten sind eine zusätzliche Belastung für die Unternehmen und wirken sich mittelfristig auf die Verbraucherpreise aus. Die Preisentwicklung an den globalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Im August 2022 sank der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel leicht um 0,1 Prozent im Vormonatsvergleich und liegt mit 43,5 Prozent über dem Vorjahreswert immer noch auf hohem Niveau (auf Eurobasis). Die Preise für Getreide fielen um 3,3 Prozent und die von Öle und Ölsaaten um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Steigende Energiekosten aus Rohöl, Gas oder Kohle sind ebenso eine große Belastung für Unternehmen und beeinflussen mittelfristig auch die Verbraucherpreise. Der Teilindex der Energierohstoffe bildet diese ab. Er stieg um 12,9 Prozent zum Vormonat und steht auf sehr hohem Niveau mit einem Plus von 229,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr (jeweils auf Eurobasis). Sehr deutlich gegenüber dem Vormonat erhöhte sich der Gaspreis um 29,8 Prozent.

Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Nach einer leichten Erholung in den beiden Vormonaten belasten große wirtschaftliche und politischen Unsicherheiten die Deutschen Unternehmen erneut stark. Der Saldo des Geschäftsklimas brach im September deutlich auf minus 36,1 Punkte ein, nach minus 17,6 Punkten im Vormonat (-18,5). Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sank ebenfalls und steht nun bei plus 7,3 Punkten nach plus 15,5 Punkten im Vormonat (-8,2). Der Blick in die Zukunft fällt sehr pessimistisch aus: Der Indikator der Geschäftserwartungen (6 Monate) brach um minus 36,1 Punkte im Vormonatsvergleich ein und steht nach zuvor minus 45,7 Punkten nun bei minus 70,4 Punkten. Das bedeutet: Mit einem Saldo von minus 70,4 Punkten übersteigt die Anzahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftserwartungen die Anzahl der Hersteller mit positiven Erwartungen nach wie vor deutlich. Der Wert entspricht einem neuen Rekordtief.

Konsumklima und Verbraucherpreise
Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Die Verbraucherstimmung befindet sich aufgrund anhaltender wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten weiterhin auf einem Rekordtief. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung sanken deutlich. Auch die Anschaffungsneigung verzeichnete weitere Einbußen im Vormonatsvergleich. Der Konsumklimaindex lag im September bei minus 36,8 Punkten und sank damit um 5,9 Punkte im Vormonatsvergleich. Auf Basis der negativen Entwicklung der Indikatoren prognostiziert die GfK für Oktober 2022 einen Saldowert des Konsumklimas von minus 42,5 Punkten. Auch dieser Wert beschreibt ein neues Rekordtief.

Im August 2022 stiegen die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 1,5 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vorjahresvergleich legten die Lebensmittelpreise um 15,7 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 7,9 Prozent zu.

In der Ernährungsindustrie erwirtschaften rund 6.150 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 186 Mrd. Euro. Mit über 638.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.