Schwächelnder Export bei weiter rekordtiefen Geschäftserwartungen

Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftete im August 2022 einen Umsatz von insgesamt 19,1 Milliarden Euro und steigerte das Vorjahresergebnis damit nominal um 24,8 Prozent. Das Umsatzplus resultierte hauptsächlich aus steigenden Verkaufspreisen im In- und Ausland, während der Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat plus 2,3 Prozent betrug.

Auf dem Inlandsmarkt erwirtschafteten die Lebensmittelhersteller einen Umsatz von 12,4 Milliarden Euro und bauten das Vorjahresergebnis damit nominal um plus 26,3 Prozent aus. Bei steigenden Verkaufspreisen von 21,0 Prozent verzeichnete die Branche einen Absatzzuwachs von 4,4 Prozent.

Das Auslandsgeschäft konnten die Hersteller preisbedingt nominal ausbauen. Das Umsatzergebnis betrug 6,7 Milliarden Euro und stieg somit nominal um 22,1 Prozent im Vorjahresvergleich. Das nominale Umsatzplus beruhte auf steigenden Ausfuhrpreisen von 24,0 Prozent, während der Absatz mit minus 1,5 Prozent rückläufig war. Die Lebensmittelproduktion war sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex sank im August leicht um 0,2 Prozent (Vormonat), während gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 0,1 Prozent zu Buche steht.

Rohstoffmärkte
Die Agrarrohstoffkosten sind einer der größten Kostenfaktoren für die Lebensmittelproduktion. Besonders steigende Rohstoffkosten sind eine zusätzliche Belastung für die Unternehmen und wirken sich mittelfristig auf die Verbraucherpreise aus. Die Preisentwicklung an den globalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Im September 2022 stieg der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 2,5 Prozent im Vormonatsvergleich und liegt mit plus 48,2 Prozent über dem Vorjahreswert weiter auf sehr hohem Niveau (auf Eurobasis).

Steigende Energiekosten aus Rohöl, Gas oder Kohle sind ebenso eine große Belastung für Unternehmen und beeinflussen mittelfristig auch die Verbraucherpreise. Der Teilindex der Energierohstoffe bildet diese ab. Dieser sank leicht um 1,9 Prozent zum Vormonat und steht nun mit einem Plus von 190,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr (jeweils auf Eurobasis) auf sehr hohem Niveau. Dabei sank der Gaspreis zum Vormonat moderat um 3,6 Prozent, während der Kohlepreis um 6,9 Prozent stiegt.

Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Nach einer leichten Erholung in im Monat August zeigt sich der ifo-Geschäftsklimaindex in Anbetracht der weiterhin bestehenden großen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit deutlich eingetrübt und teilweise auf Rekordtief. Der Saldo des Geschäftsklimas steht im Oktober bei minus 27,1 Punkten, nach minus 36,1 Punkten im Vormonat. Das entspricht einem Plus von 9 Punkten. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sank um 7,8 Punkte und steht nun bei minus 0,5 Punkten nach plus 7,3 Punkten im Vormonat. Der Blick in die Zukunft fällt weiterhin sehr pessimistisch aus: Der Indikator der Geschäftserwartungen (6 Monate) steht nun bei minus 50,1 Punkten. Im Vormonatsvergleich steht somit ein Plus 20,3 Punkten. Die Anzahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftserwartungen übersteigt die der Hersteller mit positiven Erwartungen nach wie vor deutlich.

Konsumklima und Verbraucherpreise
Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Die Verbraucherstimmung befindet sich aufgrund anhaltender wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten weiterhin auf einem Rekordtief. Der Konsumklimaindex lag im Oktober bei minus 42,8 Punkten und sank damit um 6,0 Punkte im Vormonatsvergleich. Auf Basis der negativen Entwicklung der Indikatoren prognostiziert die GfK für September 2022 einen Saldowert des Konsumklimas von minus 41,9 Punkten. Während die Konjunkturerwartung weiter leicht sank, konnten sich die Einkommenserwartung und die Anschaffungsneigung zum Vormonatsvergleich leicht zulegen.

Im September 2022 stiegen die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 1,7 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vorjahresvergleich legten die Lebensmittelpreise um 17,7 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 10,0 Prozent zu.

In der Ernährungsindustrie erwirtschaften rund 6.150 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 186 Mrd. Euro. Mit über 638.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.