Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftete im April 2022 einen Umsatz von insgesamt 17,2 Milliarden Euro und steigerte das Vorjahresergebnis damit um 19,2 Prozent. Das Umsatzplus resultierte überwiegend aus steigenden Verkaufspreisen im In- und Ausland, während der Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat lediglich um 0,2 Prozent gestiegen ist. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschafteten die Lebensmittelhersteller einen Umsatz von 11,46 Milliarden Euro und bauten das Vorjahresergebnis damit nominal um 22,5 Prozent aus. Bei steigenden Verkaufspreisen von plus 17,5 Prozent verzeichnete die Branche einen Absatzzuwachs von 4,3 Prozent. Das Auslandsgeschäft konnten die Hersteller nominal ausbauen, das Umsatzergebnis betrug 5,8 Milliarden Euro und stieg somit um plus 13,1 Prozent im Vorjahresvergleich. Das Umsatzplus beruhte auf steigenden Ausfuhrpreisen von 21,8 Prozent, während der Absatz mit minus 7,1 Prozent deutlich rückläufig war. Neben einem höheren Umsatz steigerten die Hersteller zudem ihre Lebensmittelproduktion: Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg im April um 17,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Agrarrohstoffmärkte
Die Agrarrohstoffkosten sind einer der größten Kostenfaktoren für die Lebensmittelproduktion. Besonders steigende Rohstoffkosten sind eine zusätzliche Belastung für die Unternehmen und wirken sich mittelfristig auf die Verbraucherpreise aus. Die Preisentwicklung an den globalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Im Mai 2022 stieg der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel auf Eurobasis um 2,6 Prozent im Vormonatsvergleich, mit plus 26,1 Prozent über dem Vorjahreswert liegt der Index damit weiterhin auf hohem Niveau. Der russische Krieg gegen die Ukraine wirkte sich dabei auch im Mai weiterhin mit Preissteigerungen auf die Getreidemärkte (3,8%) aus, während die Preise für Ölsaaten (-3,8%) und Genussmittel (-1,9%) fielen. Der zuvor enorm gestiegene Index für Energierohstoffe sank leicht auf Eurobasis: -0,1 Prozent.
Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Nach dem deutlichen Rückgang im März konnte das Geschäftsklima die Erholung der vorherigen Monate auch im Juni fortsetzen, die in Anbetracht der weiterhin bestehenden großen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit jedoch nur moderat ausfällt. Der Saldo des Geschäftsklimas ist im Mai auf minus 8,3 Punkte gestiegen, nach minus 11,8 Punkten im Vormonat. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fiel mit plus 13,2 Punkten freundlicher als im Vormonat aus (+5,2), während der Blick in die Zukunft weiterhin deutlich eingetrübt bleibt: Der Indikator der Geschäftserwartungen fiel um 0,3 Punkte im Vormonatsvergleich. Mit einem Saldo von minus 27,7 Punkten übersteigt die Anzahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftserwartungen die der Hersteller mit positiven Erwartungen deutlich.
Konsumklima und Verbraucherpreise
Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Der Abwärtstrend der Verbraucherstimmung setzt sich nach einer kurzen Stabilisierung im Mai aufgrund der weiter deutlich gestiegenen Lebensunterhaltskosten fort. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung sind zum Vormonat gesunken, ebenso verhält es sich mit der Anschaffungsneigung. Der Konsumklimaindex lag im Juni bei minus 26,2 Punkten. Auf Basis der negativen Entwicklung der Indikatoren prognostiziert die GfK für Juli 2022 einen Saldowert des Konsumklimas von minus 27,4 Punkten und somit ein neues Rekordtief.
Im Mai 2022 stiegen die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um plus 2,1 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vorjahresvergleich legten die Lebensmittelpreise um 10,7 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 7,9 Prozent zu.
Die Ernährungsindustrie ist mit einem jährlichen Umsatz von 186 Mrd. Euro der fünftgrößte Industriezweig Deutschlands. Über 638.000 Beschäftigte in rund 6.150 Betrieben versorgen die Verbraucher mit hochwertigen und preiswerten Lebensmitteln. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.