Lebensmittelhersteller verzeichnen einen realen Umsatzrückgang bei stark steigenden Preisen

Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftete im Juni 2022 einen Umsatz von insgesamt 18,4 Milliarden Euro und steigerte das Vorjahresergebnis damit nominal um 16,8 Prozent. Das Umsatzplus resultierte hauptsächlich aus steigenden Verkaufspreisen im In- und Ausland, während der Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat mit minus 2,4 Prozent deutlich rückläufig war. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschafteten die Lebensmittelhersteller einen Umsatz von 12,1 Milliarden Euro und bauten das Vorjahresergebnis damit nominal um 18,3 Prozent aus. Bei steigenden Verkaufspreisen von plus 18,7 Prozent verzeichnete die Branche einen Absatzzuwachs von minus 0,4 Prozent. Das Auslandsgeschäft konnten die Hersteller preisbedingt nominal ausbauen. Das Umsatzergebnis betrug 6,3 Milliarden Euro und stieg somit nominal um plus 13,9 Prozent im Vorjahresvergleich. Das Umsatzplus beruhte auf steigenden Ausfuhrpreisen von 21,6 Prozent, während der Absatz mit minus 6,3 Prozent deutlich rückläufig war. Neben einem höheren Umsatz steigerten die Hersteller zudem ihre Lebensmittelproduktion: Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg im Juni um plus 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Rohstoffmärkte
Die Agrarrohstoffkosten sind einer der größten Kostenfaktoren für die Lebensmittelproduktion. Besonders steigende Rohstoffkosten sind eine zusätzliche Belastung für die Unternehmen und wirken sich mittelfristig auf die Verbraucherpreise aus. Die Preisentwicklung an den globalen Agrarroh-stoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Im Juli 2022 sank der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 6,1 Prozent im Vormonatsvergleich und liegt mit 47,0 Prozent über dem Vorjahreswert immer noch auf hohem Niveau (auf Eurobasis). Die Preise für Getreide fielen um 14,7 Prozent und die von Ölsaaten um 6,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Erstmalig gingen in diesem Jahr auch die Preise für Genussmittel zurück (minus 4,6 Prozent).

Steigende Energiekosten aus Rohöl, Gas oder Kohle sind ebenso eine große Belastung für Unternehmen und beeinflussen mittelfristig auch die Verbraucherpreise. Der Teilindex der Energierohstoffe bildet diese ab. Er stieg um 3,69 Prozent zum Vormonat und steht auf sehr hohem Niveau mit einem Plus von 192,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr (jeweils auf Eurobasis). Sehr deutlich gegenüber dem Vormonat erhöhte sich der Gaspreis um 29,8 Prozent.

Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Nach einer leichten Erholung in den beiden Vormonaten belasten große wirtschaftliche und politischen Unsicherheiten die Deutschen Unternehmen erneut stark. Der Saldo des Geschäftsklimas ist Im August leicht auf minus 17,6 Punkte gestiegen, nach minus 23,4 Punkten im Vormonat. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fiel mit plus 15,5 Punkten optimistischer als im Vormonat aus (plus 5,3), während der Blick in die Zukunft weiterhin deutlich eingetrübt bleibt: Der Indikator der Geschäftserwartungen (sechs Monate) erholte sich nur leicht um plus 2,4 Punkte im Vormonatsvergleich. Mit einem Saldo von minus 45,7 Punkten übersteigt die Anzahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftserwartungen die der Hersteller mit positiven Erwartungen nach wie vor deutlich.

Konsumklima und Verbraucherpreise
Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Die Verbraucherstimmung befindet sich aufgrund anhaltender wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten weiterhin auf einem Rekordtief. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung konnten nur leichte Zugewinne verzeichnen und bleiben auf sehr tiefem Niveau, während die Anschaffungsneigung weitere Einbußen im Vormonatsvergleich verzeichnete. Der Konsumklimaindex lag im August bei minus 30,9 Punkten und sank damit um 2,2 Punkte im Vormonatsvergleich. Auf Basis der negativen Entwicklung der Indikatoren prognostiziert die GfK für September 2022 einen Saldowert des Konsumklimas von minus 36,5 Punkten und damit ein neues Rekordtief.

Im Juli 2022 stiegen die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um plus 2,1 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Vorjahresvergleich legten die Lebensmittelpreise um 13,6 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 7,5 Prozent zu.

Die Ernährungsindustrie ist mit einem jährlichen Umsatz von 186 Mrd. Euro der fünftgrößte Industriezweig Deutschlands. Über 638.000 Beschäftigte in rund 6.150 Betrieben versorgen die Verbraucher mit hochwertigen und preiswerten Lebensmitteln. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.