Der reale Umsatz der deutschen Ernährungsindustrie ist im ersten Halbjahr 2024 um 1,4 Prozent zurückgegangen. Damit verzeichneten die deutschen Lebensmittelhersteller nach dem Verlustjahr 2023 auch im folgenden Halbjahr einen weiteren Rückgang. Während der preisbereinigte Umsatz im Inland um 1,1 Prozent sank, war das Minus im Ausland mit 1,6 Prozent noch stärker.
In nominalen Zahlen erwirtschaftete die Branche zwischen Januar und Juni 2024 insgesamt 114,5 Milliarden Euro, im Vergleich zu 116,1 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum, was einem Rückgang von 1,4 Prozent entspricht. Im Inland lag der Umsatz bei insgesamt 73,7 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Im Ausland sank der Umsatz um 0,8 Prozent und betrug 40,7 Milliarden Euro. Während die Verkaufspreise der Ernährungsindustrie im Inland um 0,6 Prozent leicht zurückgingen, stiegen sie im Ausland leicht um 0,7 Prozent. Der Auslandsanteil am Umsatz beträgt somit 35,6 Prozent.
Leichte Entlastung bei Rohstoffpreisen
Die Erzeugerpreisindizes landwirtschaftlicher Produkte sind im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr leicht gesunken und liegen 1,9 Prozent niedriger. Während die Preise für Produkte tierischer Erzeugung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,7 Prozent zurückgingen, verteuerten sich Produkte pflanzlicher Erzeugung um 2,4 Prozent. Besonders stark gestiegen sind die Preise für Speisekartoffeln (plus 44,6 Prozent), Gemüse (plus 28,8 Prozent) und Eier (plus 9,1 Prozent). Im Gegensatz dazu sanken die Preise für Getreide (minus 22,5 Prozent), Geflügel (minus 9,7 Prozent) und Milch (minus 6,6 Prozent). Verglichen mit dem Vorkrisenniveau (Anfang 2020) stieg der Teilindex für pflanzliche Produkte mit einem Zuwachs von gut 40 Prozent deutlich stärker als der Teilindex für tierische Produkte (knapp 30 Prozent), was das weiterhin hohe Preisniveau unterstreicht.
Stimmungslage in der deutschen Ernährungsindustrie
Der ifo-Geschäftsklimaindex der Ernährungsindustrie zeigte sich im ersten Halbjahr 2024 sehr volatil. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbesserte sich das Geschäftsklima leicht, lag jedoch mit durchschnittlich 99,3 Punkten noch knapp unter der neutralen Marke von 100. Die aktuelle Geschäftslage wurde mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 101,1 etwas besser bewertet als die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate. Die Erwartungen an die Verkaufspreise für die kommenden drei Monate stiegen ebenfalls und blieben durchweg im positiven Bereich. Zum Ende des ersten Halbjahres zeigte sich jedoch zudem ein negativer Trend bei den Beschäftigungserwartungen, die zu Jahresbeginn noch positiv waren.
„Der anhaltende wirtschaftliche Abschwung in der Ernährungsindustrie ist alarmierend. Wir müssen dringend gegensteuern, bevor Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen ernsthaft gefährdet sind,“ warnt Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE).
Bürokratie, Standortfaktoren & Produktivität
Obwohl die Beschäftigtenzahlen in den letzten Jahren leicht gestiegen sind, ist der preisbereinigte Umsatz der deutschen Ernährungsindustrie seit geraumer Zeit rückläufig. Dies könnte auf eine sinkende Produktivität hindeuten, da immer mehr Arbeitskräfte benötigt werden, um einen schrumpfenden preisbereinigten Umsatz zu erwirtschaften. Ein möglicher Grund dafür könnte der Anstieg der bürokratischen Belastungen sein. So stellte der Normenkontrollrat in seinem jüngsten Jahresbericht fest, dass „die Bürokratielasten weiterhin extrem hoch seien“. Zudem führt die anhaltende konjunkturelle Unsicherheit dazu, dass viele eigentlich notwendige Investitionen aufgeschoben werden.
„Die wachsende Bürokratie ist eine erhebliche Belastung für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Wir müssen dringend den Verwaltungsaufwand reduzieren, damit Innovationen und Investitionen nicht weiter ausgebremst werden,“ so Minhoff.