Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie verzeichnete im Oktober 2024 einen preisbereinigten Absatzzuwachs von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Inlandsmarkt trug mit einem Zuwachs von 5,4 Prozent wesentlich zu diesem Wachstum bei, während das Auslandsgeschäft mit minus 1,4 Prozent schrumpfte. Insgesamt erzielten die Lebensmittelhersteller einen Umsatz von 20,5 Milliarden Euro, was einem nominalen Anstieg von 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von 13,1 Milliarden Euro, was einen nominalen Zuwachs von 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresergebnis bedeutet. Das Umsatzergebnis des Auslandsgeschäftes betrug 7,4 Milliarden Euro und stieg nominal um 3,7 Prozent.
Die Ausfuhrpreise erhöhten sich um 5,2 Prozent, während die Inlandsverkaufspreise um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegten. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg ebenfalls leicht um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Rohstoffmärkte
Die Kosten für Agrarrohstoffe und Energie sind zwei der größten Kostenfaktoren in der Lebensmittelproduktion. Steigende Preise wirken sich verzögert auf die gesamte Wertschöpfungskette aus und haben Auswirkungen auf die Verkaufspreise der Ernährungsindustrie.
Agrarrohstoffe
Die Preisentwicklung an den globalen und regionalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Der FAO Food Price Index für Weltmarktpreise wichtiger Nahrungsmittel sowie die nationalen Verkaufspreise landwirtschaftlicher Produkte sind daher bedeutende Indikatoren für die Preisentwicklungen.
Im Oktober stiegen die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte um 1,8 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Preise um 3,0 Prozent, lagen jedoch weiterhin etwa 33 Prozent über dem Niveau von Anfang 2020, vor der Krise. Die Preise für pflanzliche Erzeugnisse stiegen im Oktober im Monatsvergleich um 0,9 Prozent, verzeichneten jedoch gegenüber dem Vorjahresmonat einen Rückgang von 4,6 Prozent. Besonders auffällig war der Preisverfall bei Speisekartoffeln, deren Preise um mehr als 38 Prozent sanken. Produkte tierischer Erzeugung verbuchten im Oktober einen Anstieg von 2,2 Prozent zum Vormonat und stehen zum Vorjahresmonat bei einem Plus von 8,1 Prozent. Der Preisindex für Hähnchen stieg um 2,1 Prozent gegenüber dem Vormonat, während der Preis für Milch um 4,1 Prozent zulegte.
Im Dezember sank der FAO Food Price Index auf 127,0 Punkte, was einem Rückgang von 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat entspricht und 6,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahres liegt. Während der Teilindex für Fleisch um 0,4 Prozent stieg, sanken der Teilindex für Getreide (minus 0,1 Prozent), der Teilindex für Öle (minus 0,5 Prozent) der Teilindex für Milchprodukte (minus 0,7 Prozent) sowie Teilindex für Zucker (minus 5,1 Prozent).
Energierohstoffe
Laut dem Statistischen Bundesamt verzeichneten die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte im November folgende Veränderungen: Die Preise für Erdgas (verflüssigt oder gasförmig) stiegen im Vergleich zum Vormonat um 4,5 Prozent, während der Preisindex für Braunkohle um 7,1 Prozent sank. Der Preis für Erdöl stieg um 2,0 Prozent. Obwohl die Erzeugerpreise für Erdgas seit der „Energiekrise“ gefallen sind, liegen sie aktuell immer noch um etwa 205 Prozent über dem Niveau von Anfang 2020. Der Erzeugerpreis für Erdöl ist gut 25 Prozent höher als vor der Krise. Der Preis für Braunkohle übertrifft das Niveau von Anfang 2020 um knapp 32 Prozent.
Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Die Befürchtungen einer anhaltenden konjunkturellen Stagnation beeinflussen die Stimmung in der Ernährungsindustrie weiterhin negativ. Die neuesten Daten zum ifo-Geschäftsklimaindex zeigten für den Dezember lediglich eine leichte Verbesserung der Stimmung. Der Saldo des Geschäftsklimas verzeichnete einen Zuwachs von 0,4 Punkten und steht mit 95,0 Punkten weiter deutlich unter der neutralen Marke von 100. Der Saldo der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage steht mit 98,9 Punkten über dem Wert des Vormonats. Der Saldo für die Geschäftserwartung der nächsten sechs Monate verschlechterte sich hingegen und steht nun bei 91,1 Punkten: Die Anzahl der Hersteller mit negativen Geschäftserwartungen übersteigt die der Hersteller mit positiven Erwartungen deutlich: 8,0 von 100 Befragten gehen von einer Verbesserung aus; 26,2 von einer Verschlechterung.
Konsumklima und Verbraucherpreise
Das GfK-Konsumklima gilt als wichtiger Indikator für die Verbraucherstimmung in Deutschland, die weiterhin auf einem niedrigen Niveau verharrt. Im Dezember verschlechterte sich das Konsumklima erneut und fiel von minus 18,4 Punkten im Vormonat auf minus 23,1 Punkte. Für Januar wird eine leichte Erholung auf minus 21,3 Punkte prognostiziert.
Im November 2024 sanken die allgemeinen Verbraucherpreise im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent, während die Preise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke sich um 0,7 Prozent erhöhten. Im Jahresvergleich lagen die Lebensmittelpreise um 2,6 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 2,2 Prozent höher.
In der Ernährungsindustrie erwirtschaften knapp 6.000 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 232,6 Mrd. Euro. Mit rund 644.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.