Neue Genomische Techniken: Hemmt die Rechtslage unsere Ernährungssicherung?

In Zeiten von Krisen, einer steigenden Weltbevölkerung und Klimawandel steht die Ernährungsindustrie in Deutschland und Europa vor der großen Hürde einer stabilen Ernährungssicherung: Um die gesicherte Verfügbarkeit von Nahrung und den Zugang zu Lebensmitteln für knapp 84 Millionen Bürgern zu gewährleisten, braucht es innovative Instrumente im Pflanzenbau und der Pflanzenzüchtung. Besonders die neuen genomischen Techniken (NGT), wie die bekannte „Genschere CRISPR/Cas“, bieten vielversprechende Ansätze, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Doch die Regulierung dieser Technologien bleibt problematisch.

Weizen, der im Labor wächst.Quelle: eremit08 / Adobe Stock

Vorteile der neuen genomischen Technologien

Die neuen genomischen Techniken bieten zahlreiche Vorteile in Zeiten des Klimawandels und der steigenden Weltbevölkerung: Sie ermöglichen es, Pflanzen widerstandsfähiger gegen extrem wechselnde Wetterbedingungen zu züchten, was wichtig ist, um Ernteausfälle zu minimieren. Mit Hilfe von NGT können Nutz- und Zierpflanzen schneller und kostengünstiger an neue Anbaubedingungen angepasst werden, wodurch die Effizienz in der Landwirtschaft gesteigert wird. Zudem können NGT zur Reduzierung des Einsatzes von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln beitragen, was von hoher Bedeutung für eine nachhaltige Zukunft der Landwirtschaft ist.

Der Einfluss des EuGH-Urteils

Eine erhebliche Hürde stellt jedoch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Jahr 2018 dar: Es klassifiziert Produkte aus neuen genomischen Techniken als gentechnisch veränderte Organismen (GVO). Diese Einstufung macht die Anwendung von NGT in der EU und Deutschland nahezu unmöglich und behindert die verantwortungsvolle Nutzung dieser Technologien für eine nachhaltige Nahrungsmittelerzeugung. Viele Agrarwirtschaftler haben bereits darauf hingewiesen, dass die gesetzliche Einordnung den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht gerecht wird.

Risiken der Nicht-Anpassung

Sollte das EU-Gentechnikrecht nicht an die wissenschaftlichen Entwicklungen angepasst werden, könnte dies schwerwiegende Folgen für die Landwirtschaft in Europa haben. Wichtige Handelspartner haben ihre Gesetze bereits geändert, um den Einsatz von NGT zu ermöglichen. Die EU könnte ins Hintertreffen geraten, wenn sie nicht gleichzieht. Zudem zeigen Studien, dass eine strenge Regulierung zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion führen könnte. Dies würde die EU von einem Netto-Exporteur zu einem Netto-Importeur machen und die Selbstversorgungsrate gefährden.

Fazit: Notwendigkeit eines zeitgemäßen Rechtsrahmens

Die NGT bieten großes Potenzial, um den Herausforderungen in der Landwirtschaft zu begegnen. Eine Anpassung des europäischen Gentechnikrechts ist unerlässlich, um Innovationen zu ermöglichen und die Ernährungssicherung in Deutschland und Europa zu gewährleisten. Deshalb fordern die Verbände der Agrar-, Gartenbau- und Ernährungswirtschaft einen modernen Rechtsrahmen, der auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Ein solcher Rahmen würde nicht nur Handelshemmnisse abbauen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft stärken. Insbesondere die EU muss sicherstellen, dass ihre Regulierung mit den internationalen Standards kompatibel bleibt, um die Versorgungsmärkte nicht zu gefährden und Preissteigerungen für Agrarprodukte zu vermeiden.

Zum Positionspapier der Verbände

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