Im Sommer 2023 brachten Vertragslandwirte der Bindewald & Gutting Mühlengruppe erstmals mineralischen Stickstoffdünger aus erneuerbarem Ammoniak aus. Der Dünger wird in Rostock aus erneuerbaren Energien mit einem Elektrolyseur produziert und hat dadurch einen um 75-90% geringeren CO2-Fußabdruck als herkömmlicher Mineraldünger.
Keine Kompromisse beim Geschmack
Im November dieses Jahres buk Harry-Brot zum ersten Mal mit dem CO2-reduzierten Mehl. Die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks beim Endprodukt, dem Super-Sammy Sandwich, beträgt 8%. „Das klingt vielleicht wenig, der durchschnittliche CO2-Wert für Weizenmehl in Deutschland liegt gegenüber unseren landwirtschaftlichen Referenzflächen jedoch deutlich höher,“ sagt Norbert Lötz, Geschäftsführer der Produktion und Technik bei Harry-Brot. „Legten wir den höheren Durchschnittswert zugrunde, hätten wir eine CO2-Reduzierung von rund 17%.“
Dieser Unterschied unterstreicht die gute landwirtschaftliche Praxis der Landwirte, die mit Bindewald & Gutting zusammenarbeiten und ist vermutlich auch der Anbauberatung zu verdanken, die von der Mühlengruppe angeboten wird.
Von den zehn beteiligten Landwirten wird der nachhaltige Dünger als Möglichkeit gesehen, die Akzeptanz ihres Berufsstands zu erhöhen. „Das Endprodukt büßt nichts an Geschmack und Qualität ein. Der Einsatz des CO2-reduzierten Mehls trägt jedoch deutlich zur Erreichung unserer ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele bei,“ betont Norbert Lötz. Allerdings stehen den Landwirten im globalen Wettbewerb Erzeuger gegenüber, die mit günstigerem, weniger nachhaltigem Dünger, etwa aus Russland, von den Preisvorteilen profitieren.
Handel und Verbraucher müssen mitziehen
Das ist auch der einzige Haken: Der Dünger aus erneuerbarer Energie der Sorte „Yara Climate Choice“ ist teurer als herkömmlicher. In der Pilotphase teilen sich die Projektpartner die Mehrkosten. Sollte das Projekt in den Dauerbetrieb übergehen, müssten zunächst Händler und dann Verbraucher bereit sein, für die klimafreundlichere Variante einer Sammy’s-Packung etwas mehr zu bezahlen. Harry befindet sich dazu in Gesprächen mit seinen Handelspartnern: Grundsätzlich sei das klimaschonende Mehl auch für Handelsmarken einsetzbar.
Aktuelle Umfragen zeigen, dass sich viele Verbraucher nachhaltigere Lebensmittel wünschen. Aber ob sie auch bereit sind, mehr dafür zu bezahlen, wird sich an der Supermarktkasse zeigen. „Die Politik kann das durch klare Regelungen zur Kennzeichnung klimafreundlicher Produkte unterstützen“, sagt Michael Gutting, Geschäftsführender Gesellschafter der Bindewald & Gutting Mühlengruppe. Er betont: „Deutschland ist ein Gunststandort mit besonders guten Bedingungen für eine nachhaltige Produktion von Getreide. Zudem sind Landwirtschaft und Industrie technologisch führend und müssen für die Erzeugung einer Kalorie weniger CO2 aufwenden als andere.“ Allerdings müsse die Politik diesen Standortvorteil erkennen und sich zunutze machen, statt Betriebe mit immer mehr Regulierungen aus dem Land zu drängen.
Eine unabhängige Verifizierung der Daten und Berechnungen der im Projekt eingesparten CO2-Emissionen erfolgt in den nächsten Wochen durch das Berliner Zertifizierungsinstitut Control Union.