Der Verein befasst sich mit der Vermeidung von Lebensmittelabfällen und dient als Plattform für Unternehmen in der Gastronomie, Beherbergung und Gemeinschaftsverpflegung. Durch die Messung von Abfallmengen und konkreten Maßnahmen zur Vermeidung derselben, hilft UAW den Betrieben der Außer-Haus-Verpflegung dabei, Lebensmittelverluste zu reduzieren und ihre Küchenpraxis nachhaltig zu gestalten.
Im Interview mit Geschäftsführer Torsten von Borstel sprechen wir über die Erfolge und Herausforderungen, die die Initiative bei der Reduzierung von Lebensmittelabfällen erlebt und wie Unternehmen vom Zertifikat der Kompetenzstelle Außer-Haus-Verpflegung (KAHV) profitieren können. Die BVE ist Gründungsmitglied von UAW.
Die Initiative United Against Waste besteht seit über 10 Jahren: Wie hat sich das Bewusstsein für die Reduzierung von Lebensmittelabfällen in der Ausser-Haus-Verpflegung geändert?
Von Borstel: Das Bewusstsein für die Umweltproblematik und den Klimawandel ist in unserer Gesellschaft gewachsen. So wird auch erkannt, dass Lebensmittelabfälle zur Verschwendung von Ressourcen und zur Belastung der Umwelt beitragen. Viele Länder, darunter auch Deutschland, fördern vermehrt Initiativen zur Abfallvermeidung, und auch die Lebensmittelindustrie hat begonnen, gezielte Maßnahmen zur Abfallreduktion umzusetzen.
Welchen Herausforderungen sieht sich UAW bei der Erreichung Ihrer Ziele gegenüber?
Von Borstel: In der Gastronomie gibt es viele unterschiedliche Betriebsmodelle und -größen, was es schwierig macht, eine einheitliche Strategie zur Abfallvermeidung zu etablieren. Was für ein großes Hotel funktioniert, ist nicht zwangsläufig für ein kleines Restaurant oder eine Kantine anwendbar. Die Vielfalt an Arbeitsabläufen und -systemen erschwert eine standardisierte Umsetzung von Abfallreduktionsmaßnahmen.
Bei welchen Abläufen entsteht in der Außer-Haus-Verpflegung der meiste Lebensmittelabfall?
Von Borstel: Die größten Lebensmittelabfälle in der Außer-Haus-Verpflegung entstehen vor allem durch Überproduktion. Oft werden zu viele Speisen produziert, die am Ende nicht ausgegeben werden – so entsteht eine Überproduktion. Ein Großteil des Speiseabfalls könnte durch optimierte Bestell- und Produktionsplanung, sowie die Überprüfung der Portionsgrößen reduziert werden. Zur Verringerung von Abfällen kann auch die Sensibilisierung der Gäste beitragen: Sei es bei der Größe der Portionswahl oder durch die Förderung von Takeaway-Optionen.
Gerade in der System- oder der Verkehrsgastronomie gibt es noch wenig Beteiligung an der Nationalen Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Woran liegt’s?
Von Borstel: In der System- und Verkehrsgastronomie ist eine der größten Hürden das fehlende Bewusstsein oder das mangelnde Engagement. Trotz wachsender Sensibilität für Nachhaltigkeit sind nicht alle Betriebe bereit, in langfristige Abfallreduktionsstrategien zu investieren. Einige sehen es noch als unnötig oder wirtschaftlich unvorteilhaft an, Abfallmanagementsysteme zu implementieren.
Das KAHV-Zertifikat ist Teil der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung und wird von UAW und dem Thünen-Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft betrieben. Was müssen Unternehmen tun, um das Zertifikat zu erhalten und wie können sie davon profitieren?
Von Borstel: Das KAHV-Zertifikat stellt eine wertvolle Auszeichnung für Gastronomiebetriebe dar, die sich aktiv für die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung einsetzen. Um das Zertifikat zu erhalten, müssen Unternehmen konkrete Maßnahmen zur Abfallvermeidung umsetzen, ihre Abfälle messen und kontinuierlich an der Verbesserung ihrer Prozesse arbeiten. Die Vorteile, die aus der Zertifizierung resultieren, umfassen Kosteneinsparungen, ein verbessertes Image, Zugang zu einem Netzwerk und Unterstützung durch UAW – alles Faktoren, die den Betrieben helfen, nachhaltiger und wettbewerbsfähiger zu werden.
Wie erfolgreich ist die Branchenvereinbarung zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen?
Die KAHV hat in den letzten Jahren viele Betriebe aus der Gastronomie- und Cateringbranche mobilisiert. Zahlreiche Hotelketten, Restaurants, Kantinen und Caterer haben sich der Initiative angeschlossen und gezielte Maßnahmen zur Abfallvermeidung umgesetzt.
UAW hat erfolgreich ein breites Bewusstsein für das Thema Lebensmittelverschwendung geschaffen, sowohl bei den Betrieben als auch bei den Konsumenten. Dazu gehören Kommunikationskampagnen, Workshops und Schulungen für Gastronomen, die den Unternehmen konkrete Handlungshilfen bieten.
Die Umsetzung bleibt trotzdem weiterhin herausfordernd, vor allem aufgrund von wirtschaftlichen Barrieren für kleinere Betriebe und Verhaltensmustern in der Gastronomie und bei den Konsumenten. Die Strategie hat das Potenzial, einen nachhaltigen Wandel herbeizuführen, erfordert jedoch eine fortlaufende Anpassung und Verstärkung der Maßnahmen, um auch langfristig signifikante Reduzierungen der Lebensmittelverschwendung zu erreichen.
Vielen Dank für das Interview!
Die BVE ist Gründungsmitglied von UAW und setzt sich aktiv für deren Ziele ein.
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