Gasmangel: Vier Krisenszenarien der Bundesnetzagentur

Im schlimmsten Fall ist Deutschland bereits im Februar mit einem Gasmangel konfrontiert. Das zeigen vier Krisenszenarien der Bundesnetzagentur, die dem Handelsblatt vorliegen. Wie sich die Lage entwickelt, ist abhängig von Import, Export, den LNG-Terminals, privaten und industriellen Einsparungen, der Situation in Nachbarländern und nicht zuletzt von den Temperaturentwicklungen.

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Bei einem kalten Winter droht in Deutschland Ende Februar ein Gasmangel – falls sich Importe und Exporte des Rohstoffs stark verändern. Das geht aus einem Papier der Bundesnetzagentur hervor, das dem „Handelsblatt“ vorliegt. Die Behörde berechnet darin vier verschiedene Szenarien für die Gasversorgung in den nächsten Monaten.

Grundsätzlich gibt sich Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, optimistisch, dass ein Gasmangel vermieden werden kann. Zwar würden die Deutschen in den nächsten Wochen mehr heizen. „Da zeitgleich aber Gas gespart wird, der Verbrauch also gesunken ist, sind wir aktuell in einer komfortablen Situation“, heißt es in dem Papier.

Grundlage der Berechnung ist die Annahme, dass Deutschland das Einsparziel von 20 Prozent erreicht und drei LNG-Terminals spätestens zum Jahresbeginn in den Betrieb gehen. Dann könnte mehr Flüssiggas aus dem Ausland direkt per Schiff nach Deutschland kommen. Entscheidend für die weitere Entwicklung sind dann die Gasimporte und -exporte.

Mehr Export, weniger Import

„Zukünftig ist davon auszugehen, dass sowohl die Importe sinken als auch die Exporte steigen werden“, schreibt Müller in dem Papier. Die Länder, von denen Deutschland Gas erhält, dürften in den nächsten Wochen selbst mehr verbrauchen und damit nicht mehr weiter „derart hohe“ Mengen liefern können. Gleichzeitig werde der Bedarf in Süd- und Osteuropa steigen, weshalb Deutschland mehr Gas weiterleiten müsse.

Szenarien 1 und 2

Hier wird vorausgesetzt, dass den deutschen Unternehmen und Haushalten nur noch 78 statt aktuell 97 Gigawattstunden zu Verfügung steht. In diesem Fall käme Deutschland gut bis zum Frühjahr, unabhängig davon, wie kalt der Winter wird. Bei einem normalen Winter wären die Gasspeicher im März noch mit durchschnittlich 54 Prozent gefüllt, bei einem kalten Winter mit 47 Prozent.

Szenarien 3 und 4

In den beiden anderen Szenarien geht die Bundesnetzagentur davon aus, dass sich die Lieferungen nach Deutschland und die Weiterleitungen an die Nachbarländer deutlich stärker wandeln. So sehr, dass das verfügbare Gas in Deutschland von 97 auf 51 Gigawattstunden fällt. In diesem Fall wäre ein Gasmangel in Deutschland laut Netzagentur sehr wahrscheinlich. Bei einem normalen Winter würde das Gas ab Mitte April ausgehen. Sollte der Winter besonders kalt werden, würde in diesem Szenario schon Ende Februar der Gasmangel auftreten.

Planungssicherheit für die Unternehmen

Die Berechnungen der Bundesnetzagentur zeigen, dass eine Gasmangellage weiterhin ein mögliches Szenario darstellt. Die Warnungen sollten ernst genommen werden und es muss daher weiterhin alles getan werden, dass dieses Szenario nicht einritt.

Gleichzeitig sollte beim Energiebedarf die Betrachtung der mittleren bis längeren Frist nicht vernachlässigt werden. Die Unternehmen der energieintensiven Ernährungsindustrie brauchen Planungssicherheit. Aufgrund der hohen Kostenbelastung rechnet schon jetzt die überwiegende Mehrheit der Unternehmen in der Ernährungsindustrie mit sinkenden Erträgen, einer Verschiebung und Reduktion von geplanten Investitionen, als auch mit einem erhöhten Insolvenzrisiko, wie aus einer aktuellen internen Umfrage der BVE deutlich wurde. Daher ist auch auf längere Frist eine Ausweitung des Energieangebots notwendig, um nicht nur Energiesicherheit, sondern auch wieder sinkende Preise und somit auch dauerhaft annehmbare Kosten für die im internationalen Wettbewerb stehende Branche zu gewährleisten.

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