Kochroboter – die Zukunft der Großküchen

Personalmangel, steigende Kosten und höhere Verbraucheransprüche - die Großküchen der Gemeinschaftsgastronomie ächzen unter den Herausforderungen. Nikolas Bullwinkel, CEO und Gründer der Circus Group hat in den vergangenen Jahren an der Lösung gearbeitet: Wenn er richtig liegt, wird sein Kochroboter-Modell Circus Autonomy One, kurz "CA-1. Circus", die Welt der Großküchen im Sturm erobern… Im Interview spricht der Jungunternehmer über die KI-gestützte Technologie und wie sie für mehr Effizienz bei der Gemeinschaftsverpflegung sorgen soll.

Quelle: Circus Group

Woher kam die Inspiration, die „CA-1” Circus Kochroboter zu entwickeln?

Bullwinkel: Wir haben Circus gegründet, um Lösungen für die Gastronomiebranche zu schaffen, die sich traditionell nur langsam an neue Technologien herantastet. Seit Jahren sieht sie sich aber mit steigenden Kosten und Fachkräftemangel konfrontiert. Hinzu kommen veränderte Verbrauchererwartungen, die durch die Urbanisierung und die Nachfrage nach Convenience angetrieben werden. Der Einsatz innovativer Technologien kann diesen Herausforderungen begegnen. Unsere Mission ist es, Menschen global mit frischen und hochwertigen Mahlzeiten zu versorgen.

In welchen Bereichen sehen Sie die Zukunft für Kochroboter?

Bullwinkel: Wir sehen großen Bedarf in der öffentlichen Bildungs- und Verkehrsinfrastruktur, wie Universitäten, Schulen, Krankenhäusern, Flughäfen oder Bahnhöfen, aber auch im Lebensmitteleinzelhandel. Wir wollen überall da stattfinden, wo sich Menschen im Alltag bewegen und Hunger haben. Und das Potenzial ist riesig! Der globale Food-Service-Markt hat 2023 ein Volumen von 2,6 Billionen Euro erreicht und wird bis 2030 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 11,0 % wachsen.

Für welche Kochabläufe sind die Roboter-Köche konkret einsetzbar?

Bullwinkel: Der CA-1 kann einen Großteil der traditionellen Küchenaufgaben übernehmen: Er kann Zutaten exakt dosieren, Speisen zubereiten, Töpfe reinigen, Mahlzeiten verpacken und an Endverbraucher übergeben. Wir können über 2 Milliarden unterschiedliche Gerichte produzieren, von Pasta über Suppen oder Curries. Unser Betriebssystem „Circus OS“ ermöglicht die vollständige Digitalisierung und Automatisierung der Küchenprozesse, was die Effizienz erheblich steigert und gleichzeitig die Qualität gewährleistet. Der „CA-1“ kann mehr als 2.000 Gerichte pro Tag zubereiten und ersetzt damit bis zu 30 Angestellte, von Köchen bis zum Reinigungspersonal in einer typischen Kantine.

Wie schwierig gestaltet sich die Bedienung der Kochroboter für neue Nutzer?

Bullwinkel: Technische Kenntnisse sind nicht erforderlich, um den Koch-Roboter zu bedienen. Die täglichen Reinigungs- und Nachfüllarbeiten sind einfach und benötigen nur etwa eine Stunde. Wir bieten Schulungen vor Ort an, um das Personal in der Handhabung zu unterstützen.

Wie sieht der Prozess der KI-gestützten Optimierung Ihrer Roboter aus?

Bullwinkel: Durch die Integration von KI steigern wir die Effizienz weiter: Algorithmen zur Durchsatzoptimierung und automatische Fehlererkennung sorgen dafür, dass die Maschinenkapazität optimal genutzt wird und potenzielle Probleme frühzeitig identifiziert werden. Die KI überwacht auch die Qualität der zubereiteten Speisen, indem sie wichtige Parameter wie Temperatur und Gewicht misst. So gewährleisten wir eine gleichbleibend hohe Qualität.

Der Einsatz von KI bietet darüber hinaus noch sehr viele Entwicklungsmöglichkeiten. So können wir bereits heute durch die Integration von KI nicht nur vollautomatisiert Rezepte kreieren, sondern auch einen hohen Grad an Intelligenz in die gesamte Wertschöpfung einbringen. Zum Beispiel bei der Ermittlung von Bestellmengen oder der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung sowie der gesamten Steuerung des Roboters.

Wie sehen Sie Ihre Chancen am Markt?

Bullwinkel: Die Nachfrage nach unserem Food-Roboter ist überwältigend und die Resonanz im Markt sehr positiv – hierzulande, aber auch auf dem asiatischen und amerikanischen Markt. Bereits in den ersten Wochen der Vermarktung konnten wir Vorbestellungen für mehr als 8.000 Einheiten des CA-1 abschließen. Somit kommen wir bereits durch diese ersten Aufträge auf potenzielle Umsätze im niedrigen Milliarden Euro-Bereich.

Quelle: Circus Group
Der „CA-1“ kann mehr als 2.000 Gerichte pro Tag zubereiten

Welche Rolle spielt der Standort Deutschland für die Circus Group?

Bullwinkel: Deutschland ist für uns entscheidend, hier kombinieren wir globale Ambitionen mit deutschem Know-How. Unsere Software und Hardware wurden hier finanziert und entwickelt, und wir haben 2023 in München ein Forschungs- und Entwicklungszentrum gegründet. Wir planen, die Serienproduktion ab dem nächsten Jahr zu starten und arbeiten mit Auftragsfertigern in den USA und Asien, um unsere Roboter auch regional in Kundennähe zu produzieren.

Sie planen, ab 2025 in Kooperation mit dem Catering-Unternehmen Food Love Catering (FLC Group) 100 Kochroboter in deutschen Küchenzentren einzusetzen. Wie sehen die nächsten Schritte Ihrer Zusammenarbeit aus?

Bullwinkel: Wir haben eine Partnerschaft mit FLC Group, einem der Marktführer in der Gemeinschaftsverpflegung, unterzeichnet. Wir wollen unseren Koch-Roboter in einem zweistufigen Konzept ab 2025 in deutschen Großküchen einführen. Diese Küchenzentren werden den Verpflegungsbedarf von Geflüchtetenunterkünften, Notunterkünften, Altenheimen und weiteren Gemeinschaftseinrichtungen decken. Zunächst wird ein CA-1-Roboter in einem Küchenzentrum getestet, um die Leistungsfähigkeit ihre Integration in den Betrieb von FLC Group zu evaluieren. Wir planen aktuell die Machbarkeit an verschiedenen Standorten ab dem Jahr 2025.

Und wie sehen Ihre langfristigen Ziele aus?

Bullwinkel: Wir streben an, unseren CA-1-Roboter für alle Anwendungsfälle und Märkte auszuliefern und die Einführung in großen Stückzahlen bis 2026 zu beschleunigen. Langfristig möchten wir Marktführer im Bereich der Food-Robotik werden und den Zugang zu hochwertigen Mahlzeiten erleichtern. Unser Ziel ist es, in fünf Jahren nicht nur Vorreiter, sondern Marktführer im Bereich der Food-Robotik zu sein – und zwar weltweit.

Vielen Dank für das Interview!

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Quelle: Circus Group

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