Ökologisch verpackt: Recyclingfähigkeit ist nur eine Stellschraube von vielen

Wie können Verpackungen möglichst ökologisch gestaltet werden? Welche Stellschrauben beeinflussen die Ökobilanz und welche Materialien schneiden wo am besten ab? Darüber spricht Peter Feller, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, mit Benedikt Kauertz, Leiter des Fachbereichs "Industrie und Produkte" am ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH.

Quelle: ernaehrungsindustrie.de

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Ist die Recyclingfähigkeit der Schlüssel, um Verpackungen als ökologisch zu bewerten? Nicht unbedingt, meint Benedikt Kauertz. Die Ökobilanz einer Verpackung wird von vielen Stellschrauben beeinflusst, etwa dem Material selbst, dem Verpackungsgewicht, der Lieferkette und schließlich der Entsorgung. Bei der Entsorgung spielt die Recyclingfähigkeit natürlich eine große Rolle, doch sie ist eben nur ein Schlüssel von vielen.

Kauertz konkretisiert: „Wenn ich unterschiedliche Packmittel miteinander vergleiche, kann mich die reine Bewertung der Recyclingfähigkeit als Stellschraube in der Ökobilanz in die Irre führen.“ Er nennt als Beispiel den Vergleich eines Einwegglases mit einem Verbundkarton, etwa für passierte Tomaten. Während das Glas mit dem Weißblechdeckel annährend zu 100 Prozent recycelt werden kann, ist der Verbundkarton nur eingeschränkt recyclingfähig. In der Ökobilanz zeigt sich jedoch ein Vorteil für den Verbundkarton, weil er leichter ist und zu einem großen Teil aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Auf der anderen Seite ist für die Glasproduktion viel fossile Energie notwendig. Daher fällt die Ökobilanz anders aus als die reine Bewertung der Recyclingfähigkeit.

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Das bedeute jedoch nicht, dass faserbasierte Verpackungen immer einen ökologischen Vorteil haben, so Kauertz. Zudem eignen sie sich nicht für alle Produkte. Sensible Inhalte, wie beispielsweise Flüssigkeiten, brauchen eine zusätzliche Kunststoffbarriere. Papier hat darüber hinaus nur eine begrenzte Tragkraft. Am Beispiel einer Verpackung für Tiefkühlgemüse zeigt er auf, dass eine PE-Verpackung deutliche Vorteile in der Ökobilanz gegenüber einer Faltschachtel hat, weil sie viel weniger Material benötigt.

Peter Feller hakt nach, ob das Verpackungsgewicht am Ende der entscheidende Hebel ist. Kauertz bejaht. Dieser Hebel sei enorm wichtig, denn durch die Materialreduktion wird schon von vornherein Abfall vermieden. Das gelte selbst im Vergleich von Monomaterial und Multimaterial, immer unter der Voraussetzung, dass kein umweltschädliches Barrierematerial eingesetzt werde. Dies müsse im Einzelfall bewertet werden.

Mit Blick auf Getränkeverpackungen betont Kauertz, dass PET-Einwegflaschen für Wasser, Limo, Bier und Saft heute zu über 97 Prozent recycelt werden. Dies hat die Ökobilanz seit der Einführung des Einwegpfandes signifikant verbessert. Demnach ist auch kein Nachteil zu einer vergleichbaren Mehrwegflasche zu sehen. Beide haben ein ähnliches ökobilanzielles Profil, so Kauertz.

Beim Thema Rezyklate verweist der ifeu-Fachbereichsleiter darauf, dass eine echte Kreislaufwirtschaft weiter gefördert werden müsse, unter anderem mit den richtigen Anreizen.

Petter Feller fasst zusammen: „Es ist nicht zielführend einzelne Materialien, wie zum Beispiel Kunststoff, zu vermeiden oder die ökologische Bewertung von Verpackungen nur anhand einzelner Stellschrauben, wie etwa der Recyclingfähigkeit, festzumachen. Man sollte Pauschalisierungen vermeiden und stattdessen eine Betrachtung im Einzelfall vornehmen. Auf dieser Basis müssen sinnvolle Lösungen und Weiterentwicklungen angestrebt werden.“

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