„Der Online-Vertrieb ermöglicht es, extrem schnell neue Produkte bei den Endkunden zu testen.“

Michael Walk stammt aus einer Traditionsmetzgerfamilie – dennoch gründete er das Startup Vemiwa: Per Nassextrusion stellt er pflanzliche Lebensmittel ohne Einsatz von Aromen, Geschmacksverstärkern und Farbstoffen her und bezieht seine Zutaten vorrangig aus Deutschland. Zusätzlich bietet Walk auch anderen Unternehmen Zugang zu seinen Produktionskapazitäten ...

Foto von Michael Walk, Gründer von VemiwaQuelle: ernaehrungsindustrie.de

BVE: Wie kam es von der Metzgerei zum pflanzlichen Unternehmen?

Michael Walk: Das ist lustigerweise die erste Frage, die mir immer gestellt wird! Tatsächlich war die Entscheidung viel weniger kontrovers als es auf den ersten Blick scheint. Für meine Familie war eine ausgewogene Ernährung schon immer wichtig, was sich auch im Sortiment der Metzgerei widerspiegelt. Während der Corona-Zeit haben wir uns dann zu Hause auch Gedanken gemacht, welche Entwicklungen im Markt auch einen Einfluss auf die Metzgerei haben werden – hier kommt man um pflanzliche Alternativen nicht herum. Ich selbst habe für größere Unternehmen Start-ups aufgebaut und wollte mich immer schon mit einer eigenen Idee selbstständig machen. So kam eines zum anderen und wir haben zwei Unternehmen im Bereich pflanzliche Alternativprodukte gegründet.

BVE: Was sind die Besonderheiten am deutschen Standort?

Michael Walk: Natürlich ist hier gerade die Lebensmittelproduktion stark reglementiert und bürokratisiert – grundsätzlich sind wir aber sehr zufrieden. Eine Herausforderung in Deutschland ist, dass Nahrungsmittel im Vergleich zu den EU-Nachbarländern sehr günstig sind und die Bereitschaft, Geld für hochwertige Lebensmittel auszugeben, niedriger ist. Als Jung-Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Produkten ist es schwieriger, Kunden zu überzeugen, die uns mit den sehr niedrigen Fleischindustrie-Preisen vergleichen. Kunden aus Frankreich, Dänemark und Österreich, die wir beliefern, schätzen eher unsere Qualität und Flexibilität.

BVE: Welche Vertriebskanäle nutzen Sie, um ihre Produkte zu vertreiben?

Michael Walk: Wir sind im Moment vor allem im B2B-Bereich und im Onlinehandel tätig. Eine ideale Zielgruppe für uns sind Gemeinschaftsverpflegungen, für die cleane, allergenfreie Produkte eine ideale Ergänzung sind. Zudem haben wir uns auf die Entwicklung von Spezialprodukten ausgerichtet, die wir dann „White Label“ produzieren. Zusätzlich sind wir – nach momentanem Kenntnisstand – der einzige Hersteller von allergenfreien Bio-Nassextrudaten auf dem deutschen Markt. Der Online-Vertrieb ermöglicht es uns, extrem schnell neue Produkte bei den Endkunden zu testen. Zusammengefasst: Unsere finanziellen Restriktionen ohne externe Investoren zwingen uns dazu, schnell und innovativ vorzugehen und in der Nische zu wachsen.

BVE: Was sind ihre täglichen Herausforderungen?

Michael Walk: Wir sind mit einer verhältnismäßig neuen Technologie mit neuen Produktansätzen in einem neuen Markt unterwegs. Gleichzeitig arbeiten wir hart daran, ein Produktionsunternehmen ohne externe Investoren in die Profitabilität zu führen. Das alles zusammen ist bereits eine ordentliche Herausforderung. Zusätzlich machen die Zertifizierungen, Administration und Buchhaltung viel Arbeit, für die wir erst noch eigene Mitarbeiter einstellen müssen.

BVE: Wie sehen Sie die Zukunft von Fleisch- und Pflanzenproteinen?

Michael Walk: Wir sehen eine Verschmelzung beider Ernährungsweisen: Fleisch gehört für viele Menschen als Kulturgut zur Ernährung – trotzdem wissen wir auch, dass wir die Weltbevölkerung nicht mit tierischen Proteinen ernähren können. Es wird also nicht nur noch das eine oder das andere geben, sondern eine viel größere Vielfalt, die individuell kombiniert wird. Unser Marketing folgt unserer Einstellung: Wenn du Fleisch essen möchtest, dann iss gerne Fleisch – aber wenn, dann bitte hochwertig. Und für die Tage, an denen kein Fleisch gegessen wird, möchten wir eine tolle aber eigenständige Alternative anbieten.

Vielen Dank für das Interview!

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