„Das Potenzial des 3D-Lebensmitteldrucks ist riesig.“

Veganer Lachs aus dem 3D-Drucker – das Wiener Start-up Revo Foods macht’s möglich. Die Tinte für den Drucker besteht hauptsächlich aus Erbsenprotein. Wir haben mit dem Gründer und promovierten Biotechnologen Dr. Robin Simsa gesprochen.

Foto von Robin Simsa, CEO von Revo Foods.Quelle: ernaehrungsindustrie.de

BVE: Wie kamen Sie auf die Idee, Lachs aus dem 3D-Drucker herzustellen?

Robin Simsa: Ich hatte mich schon vorher während meiner Doktorarbeit intensiv mit Fleischalternativen aus tierischen Zellen auseinandergesetzt. Der Markt für pflanzliche Fleischalternativen wächst rasant, im Fisch-Bereich gibt es jedoch immer noch sehr wenige Produkte. Lachs ist der meistgegessene Fisch auf der Welt, hat jedoch riesige Nachhaltigkeitsprobleme in der Herstellung. Das muss doch besser gehen, dachten wir uns, und gründeten Revo Foods. Mit dem 3D-Druck ist es möglich, die Mikrostruktur von Muskelfasern haargenau wiederzugeben. Dadurch bieten unsere Produkte auch ein völlig neues Geschmackserlebnis im Vergleich zu bisherigen Produkten am Markt.

BVE: Aus welchen Zutaten besteht die „Lachs-Druckertinte“?

Robin Simsa: Die Hauptzutaten sind Erbsenproteine, pflanzliche Öle und Algenextrakte. Dadurch können wir auch einen hohen Nährwert erzielen. Unser Lachs enthält etwa sogar mehr Omega-3 Fettsäuren als die meisten Lachse aus Aquakultur. Wir geben auch Vitamine und Mikronährstoffe hinzu, etwa Vitamin B12. Insgesamt haben wir zwei Jahre gebraucht, um das erste realistische Lachsfleisch zu entwickeln. Dabei setzen wir besonderen Fokus auf den Geschmack und die Textur, welche für Konsumenten mit Abstand die wichtigsten Kriterien sind.

BVE: Wie lange dauert es aktuell, eine Scheibe Räucherlachs zu drucken?

Robin Simsa: Das ist abhängig von der Größe und der Form, aber wir können etwa 12 Kilogramm pro Stunde produzieren, wenn wir eine simple Form verwenden.

BVE: Was sind Ihre nächsten Ziele?

Robin Simsa: Wir wollen Fisch-Alternativen auf ein neues Level heben. Dafür setzen wir auf ein starkes R&D-Team, welches permanent hinterfragt: „Wie können Prozesse noch besser gestaltet werden? Wie kann ein Produkt noch besser werden?“ Das Resultat sind zwei neue Produkte, welche wir schon bald launchen werden, sowie eine ganz neue Generation an Whole-Cut-Produkten wie Lachsfilet oder Thunfischsteaks, zu welchen wir schon bald mehr Updates geben werden.

BVE: Welches Potenzial sehen Sie für den 3D-Lebensmitteldruck?

Robin Simsa: Das Potenzial des 3D-Lebensmitteldrucks ist riesig. Es erlaubt eine flexible Produktion und Adaption der Produkte. Während bei herkömmlicher Produktion oft wochenlang Änderungen in der Produktion eingeplant werden müssen, müssen wir nur ein Stück Code ändern. Außerdem gibt es in Zukunft die Möglichkeit, eine „personalized nutrition“ anzubieten, also eine auf den individuellen Konsumenten abgestimmte Nährstoffzusammensetzung. All diese Punkte machen für uns den 3D-Lebensmitteldruck zur spannendsten Lebensmitteltechnologie des 21. Jahrhunderts.

Vielen lieben Dank für das Interview!

Förderband in einer industrillen Grobäckerei auf der verpacktes Toastbrot der Marke Sammy von Harry transportiert wird.

Nachhaltiges Sandwich-Brot mit weniger CO2-Emissionen

Lesen Sie hier, wie Großbäcker Harry-Brot in einem Pilotprojekt erstmals Weizenmehl verarbeitet, das mit einem kleineren CO2-Fußabdruck erzeugt wurde.

Präzisionsfermentation: Die Zukunft der industriellen Molekülproduktion?

Lebensmittel aus dem Bioreaktor, deren Produktion mit weniger Fläche und weitestgehend ohne Tierhaltung auskommen soll und dadurch weniger Treibhausgase ausstößt als traditionelle Landwirtschaft. Was steckt hinter dieser Technik?