BVE-Blitzumfrage: Dunkle Wolken für den Standort Deutschland

Die BVE-Blitzumfrage "Standortbedingungen und Investitionslage in der deutschen Ernährungsindustrie" liefert einen umfassenden Einblick in die aktuelle Lage und die Zukunftsaussichten der Branche. Mit einer Teilnehmerzahl von 160 Unternehmen aus der gesamten Breite der deutschen Ernährungsindustrie, die im Zeitraum von Ende November 2023 bis Anfang Januar 2024 befragt wurden, konnten deutliche Warnsignale für die wirtschaftliche Lage der deutschen Ernährungsindustrie ausgemacht werden.

Ein zentrales Ergebnis der Umfrage ist die Feststellung, dass viele Unternehmen Standortschließungen, Beschäftigungsabbau und die Verlagerung der Produktion ins Ausland in Betracht ziehen. Tatsächlich gibt mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen an, in Deutschland nicht mehr rentabel produzieren zu können, und prognostiziert eine Verschlechterung der Ertragslage in den kommenden Jahren.

Unsicherheiten durch wirtschaftliche und politische Hemmnisse

Die wirtschaftliche Situation wird von den Unternehmen größtenteils kritisch bewertet. Nur eine Minderheit von 20 Prozent der Befragten gibt an, eine gute oder sehr gute Ertragslage zu haben, während 40 Prozent ihre Lage als schlecht oder sehr schlecht einschätzen. Die gestiegenen Kosten, insbesondere für Personal, Energie und Logistik, stellen eine erhebliche Belastung dar. Es fällt auf, dass lediglich 23 Prozent der befragten Unternehmen angaben, die gestiegenen Kosten ausreichend an die Kunden weitergeben zu können, im Vergleich zu 45 Prozent bei einer vorherigen Befragung im Frühjahr 2023.

Quelle: ernaehrungsindustrie.de

Investitionen am Standort Deutschland werden eher zurückhaltend getätigt. Insbesondere Investitionen in Betriebsbauten/Immobilien und Kapazitätserweiterungen werden zurückgefahren. Diese Zurückhaltung kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, darunter die negativen Auswirkungen von zu viel Regulierung, Steuern und Bürokratie, die den Wirtschaftsstandort Deutschland für die Unternehmen unattraktiv machen. Trotz dieser Herausforderungen zeigen sich die Unternehmen bereit, in Bereiche wie die Transformation der Energieversorgung und den Umweltschutz zu investieren.

Quelle: ernaehrungsindustrie.de

Bei der Bewertung der Entwicklung des Standortes Deutschlands in den letzten fünf Jahren gaben die Lebensmittelhersteller jedoch teils desaströse Bewertungen ab: 83 Prozent der Unternehmen gaben an, dass sich der Standort Deutschland in den letzten fünf Jahren deutlich verschlechtert hat. Auch der Ausblick bleibt überwiegend pessimistisch: Über ¾ der Unternehmen gehen von einer Verschlechterung der Standortbedingungen aus. Wenig überraschend ist daher die Bewertung der Auslandsinvestitionen. Hier wollen die Unternehmen im Gegensatz zum Standort Deutschland vermehrt investieren: 35 Prozent wollen ihre Investitionen in den nächsten 2 bis 3 Jahren (real) erhöhen, nur 16 Prozent reduzieren und 4 Prozent komplett einstellen.

Für den viertgrößten Wirtschaftszweig Deutschlands stellt sich wohl bald die Frage: Wollen und können deutsche Unternehmen ihren Standort beibehalten und sich sowohl die nötigen als auch geforderten Investitionen unter den schwierigen Rahmenbedingungen leisten?

Besonders die kleinen und mittelständischen Unternehmen der Branche benötigen von der Politik Unterstützung durch Bürokratieabbau, eine gute Infrastruktur und eine verhältnismäßige Regulierung, um im wettbewerbsintensiven Umfeld der Ernährungsindustrie erfolgreich zu sein.

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