Mit zertifiziertem Palmöl in die Zukunft

Global an der Konsummenge gemessen stellt Palmöl – noch vor Soja- und Rapsöl – das begehrteste pflanzliche Öl dar: Neben dem Einsatz als Biokraftstoff findet man es heute in jedem zweiten Supermarktprodukt, z.B. in Süßigkeiten, Fertiggerichten und Kosmetikartikeln vor.

Zwei Personen stehen und knien in einem tropischen Palmenhain neben geernteten Fruchtbündeln der Ölpalme. Eine Frau trägt einen Strohhut und sortiert die Früchte, während ein Mann mit Tablet Daten erfasst. Die Szene zeigt die Arbeit auf einer Palmölplantage.Quelle: AVTG / Adobe Stock

2020/21 wurden 73,1 Millionen Tonnen Palmöl auf etwa 28 Millionen Hektar Anbaufläche produziert. Bei den Produzenten ist es deshalb so beliebt, weil die Ölpalme sehr ertragreich und ihre Ernte das ganze Jahr möglich ist. Weltweit können etwa 6,7 Millionen Menschen von der Palmölproduktion leben und ihre Familien ernähren, davon 3 Millionen Kleinbauern und 3,7 Millionen Arbeiter auf Plantagen. Zu den wichtigsten Hauptanbauländern gehören mit über 84 Prozent Indonesien und Malaysia.

Mit der hohen Wirtschaftlichkeit und steigendem Palmölbedarf besteht aber auch die Gefahr, dass für den Anbau Primärwälder gerodet werden. Die jährliche Entwaldungsrate für Ölpalmplantagen liegt in Indonesien bei durchschnittlich etwa 117.000 Hektar pro Jahr. Dies ist auch einer der Gründe, dass die Importe von Palmöl nach Deutschland in den vergangenen Jahren – nach einem Palmöl-Boom in den frühen 2010er Jahren – wieder gesunken sind.

Kein Palmöl ist auch keine Lösung

Vor allem in den westlichen Verbraucherländern hat sich eine kritische Öffentlichkeit gebildet, die nachhaltigere Anbau- und Produktionsbedingungen für Palmöl fordert. Die Produktion einzustellen und einfach durch ein anderes pflanzliches Öl zu ersetzen, wäre aber auch keine Lösung. Denn kein anderes Öl ist so effizient wie Palmöl: So wäre eine vier- bis fünffache Anbaufläche nötig, um das in Deutschland verbrauchte Palmöl durch andere Pflanzenöle wie z.B. Sonnenblumenöl zu ersetzen.

„Ein genereller Ausstieg aus der Palmölnutzung wäre besonders im Lebensmittelsektor nicht zielführend, da andere Ölpflanzen weitaus mehr
landwirtschaftliche Fläche benötigen, um dieselbe Menge an Öl zu produzieren. Das würde vermehrt zu Monokulturen und einem noch höheren Flächenbedarf je nach Ölsorte auch in Schwellen- und Entwicklungsländern führen, wo dann unter Umständen wieder die gleiche Flächenkonkurrenz zwischen Primärwald und agrarische Anbaufläche entsteht“, fasst Olivier Kölsch, Geschäftsführer bei der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. die Situation zusammen.

In Europa setzen daher immer mehr Unternehmen auf zertifiziert nachhaltiges Palmöl, um eine nachhaltigere Palmölproduktion zu gewährleisten. Aus diesem Vorhaben wurde im Jahr 2004 der RSPO (Roundtable on Sustainable PalmOil) gemeinsam vom WWF und Akteuren aus der Palmöllieferkette gegründet. Ziel war es, einen einheitlichen Standard für nachhaltiges Palmöl zu entwickeln: So dürfen beispielsweise keine Primärwälder für Palmöl gerodet werden, die Biodiversität soll geschützt und die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten garantiert werden.

Wie sieht nachhaltiges Landwirtschaftsmanagement für Palmöl aus?

Seit einem Jahr ist die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie Mitglied bei dem Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP). Es wurde 2013 ins Leben gerufen, um Privatunternehmen, Nichtregierungsorganisationen und Verbänden eine Plattform für den fachlichen Austausch zu bieten und für mehr nachhaltiges Palmöl einzutreten. Auch Zentis, Ferrero und Kuchenmeister setzen sich als Mitglieder für eine umfassendere Verankerung von Nachhaltigkeitskriterien in der Palmöllieferkette ein. Sämtliche Mitglieder haben eine öffentliche Selbstverpflichtung abgegeben und verwenden zu 100% nachhaltig zertifiziertes Palmöl, Palmkernöl sowie deren Derivate und Fraktionen in ihren Produkten.

Das Projekt der FONAP fördert auf Sumatra, Indonesien, nachhaltiges Landschaftsmanagement. Es befindet sich in der Pufferzone zum Bukit Tiga Puluh Nationalpark, einem Refugium für bedrohte Tierarten.
Es ist schon das zweite Projekt, dass die Kleinbauern unterstützt, nachhaltiges Palmöl anzubauen. Im gleichen Zug soll geschädigter Regenwald durch soziale Forstwirtschaft rehabilitiert werden. Indem die Kleinbauern einheimische Nutzpflanzen wie Kaffee oder Lichtnussbäume pflanzen, profitieren sie auch wirtschaftlich davon. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Für das Projekt wurden drei Baumschulen gegründet, mit den dort gezogenen Setzlingen können 70 Frauen durch eigenständige Erwerbstätigkeit ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Einen weiteren Baustein des Projekts bilden Schulungen, die 536 Kleinbauern Ansätze der regenerativen Landwirtschaft näherbringen, etwa das Herstellen und die Nutzung von biologischen Düngemitteln. Auch der Fluss im Projektgebiet soll geschützt werden: An den Ufern haben Dorfgemeinschaften damit begonnen, Schutzzonen und grüne Pufferstreifen anzulegen, um den Anteil an Ölpalmen, die bis an das Ufer reichen, zu verringern.

Zukunftschance Nachhaltigkeit

Das Engagement von FONAP beweist, dass nachhaltiger Anbau von Palmöl für Wirtschaft und Natur eine Win-win-Situation darstellt.
Die nachhaltige Zukunft von Palmöl hängt jedoch davon ab, wie effektiv und verbindlich Maßnahmen ergriffen werden, um die negativen Auswirkungen auf Umwelt und soziale Dimensionen zu minimieren. Auch die immer bewussteren Kaufentscheidungen der Verbraucher spielen eine wichtige Rolle: Mit gezielter Verbraucherinformation kann die Nachfrage nach nachhaltigen, palmölhaltigen Produkten gestärkt werden. Das Geschäft mit zertifiziert nachhaltigem Palmöl läuft, zumindest in Deutschland: 2019 erhielten bereits rund 83 Prozent des verbrauchten Palmöls eine Zertifizierung.

Um eine tatsächlich nachhaltige Zukunft für diese wichtige Rohstoffquelle zu gewährleisten, müssen Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialaspekte in die Perspektive einbezogen werden.

Mehr Infos zu FONAP finden Sie hier:
https://www.forumpalmoel.org/das-fonap

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