„Made in Germany“ in Zeiten von globalen Konflikten
Zu Beginn des Seminars drehte sich die Diskussion um mögliche Instrumente zur Sicherung des internationalen Handels mit Lebensmitteln und Getränken „made in Germany“ in Zeiten von globalen Konflikten. Nachdem Dr. Bettina Hartwig, Leiterin der Unterabteilung „Agrarmärkte und Ernährungswirtschaft“ im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das 4. Außenwirtschaftsseminar eröffnet hatte, verdeutlichte Olivier Kölsch, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, die Bedeutung des Außenhandels für die Ernährungssicherung weltweit. Gestörte Lieferketten, schlechte Ernten weltweit und nationaler Protektionismus verunsicherten die Unternehmen der Ernährungsindustrie. Mit Verweis auf den neu erschienenen Exportindikator warnte Kölsch, dass jedes zweite Unternehmen mit Exporthindernissen kämpfe. Die Politik müsse daher alles in ihrer Macht Stehende tun, um Lieferketten zu sichern und Märkte offen zu halten beziehungsweise zu öffnen.
Christina Gerstgrasser, Leiterin des Referats „Externe Kommunikations- und Absatzförderungspolitik“ bei der Europäischen Kommission in Brüssel, betonte ebenfalls die Relevanz des Außenhandels mit Lebensmitteln. Er sei für die Europäische Union unabdingbar. Diversifizierte Lieferketten würden dabei immer bedeutender. Die Unterstützung der Absatzförderung durch die EU sei wichtig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Sektoren zu sichern.
Holger Hübner, Geschäftsführer der German Export Association for Food and Agriproducts, erwiderte: „Exportförderung ist sehr wichtig, aber das sind nicht die ersten Instrumente, die wir schätzen, sondern die Öffnung von Märkten für unsere Produkte ist das allerwichtigste. Dafür brauchen wir hochrangige Unterstützung aus den Ministerien.“
Dr. Karl Wessels, Leiter der Unterabteilung „Bodenmarkt, Export, Absatzförderung“ im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, sah vor allem die Verankerung in EU-Binnenmarkt als „gewaltigen Wert“ für die Ernährungswirtschaft an. Hauptmarkt sei der Binnenmarkt. Es sei von großer Bedeutung, diesen zu sichern. Probleme beim Handel gebe es vor allem mit Drittmärkten.
Um Probleme zu lösen und die Branche zukunftsfähig zu gestalten, verwies Sarah Lena Jensen, Leiterin „Agrarhandel, Agrarwirtschaftsförderung und Agrarfinanzierung“ bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, auf die Innovationskraft in Privatwirtschaft. Diese Kraft könne durch Förderprogramme wie Fonds für Innovation in der Agrar- und Ernährungswirtschaft noch weiter gestärkt werden.
Die deutsche Ernährungsindustrie versorgt Menschen weltweit
Olivier Kölsch nutze die Paneldiskussion als Gelegenheit, um die Bedeutung der Industrie hervorzuheben: „Wir sprechen viel über Agrarprodukte. Aber EU und Bundesregierung dürfen sich – auch öffentlich – gern mehr zu verarbeiteten Lebensmitteln aus Deutschland bekennen, denn sie haben einen hohen Stellenwert beim Export. Wir haben Verantwortung nicht nur für die Ernährungssicherheit in Deutschland, sondern weit darüber hinaus. Die deutsche Ernährungsindustrie versorgt Menschen weltweit mit Lebensmitteln.“
Anselm Elles, Managing Partner bei der AFC Risk & Crisis Consult GmbH, unterstützte diese Aussage. Man dürfe die Bereiche der Lebensmittelwirtschaft nicht einzeln betrachten, müsse sie als Food Value Chain denken: „von Saatgut bis Fast Food“.
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