„Wir helfen Lebensmittelherstellern dabei, nachhaltiger zu werden“

Über den aktualisierten Branchenleitfaden für den Deutschen Nachhaltigkeitskodex spricht die Geschäftsführerin der BVE und Leiterin des Brüsseler Büros, Stefanie Sabet, mit Pressereferent Oliver Numrich.

Stefanie Sabet, Geschäftsführerin und Leiteirn Büro Brüssel

Am 24. Februar stellst Du unter dem Motto „Nachhaltigkeitsstrategien für die Ernährungswirtschaft“ den dritten Branchenleitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) vor. Welche Bedeutung hat der Kodex für die Ernährungsindustrie?

Sabet: Als wir damit vor sieben Jahren gestartet sind, haben hauptsächlich die wenigen CSR-berichtspflichtigen Unternehmen der Ernährungswirtschaft den DNK angewendet, dabei haben wir in dem Kodex und der Zusammenarbeit mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung noch viel mehr Potential für die Branche und ihre Nachhaltigkeitsleistungen gesehen. Wir hatten Recht: mittlerweile schulen wir jährlich über 100 Unternehmensvertreter in der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien und einem einfachen aber transparenten Reporting.

Aber in der öffentlichen Datenbank ist nur ein rundes Dutzend zu finden…

Sabet: Nicht alle Unternehmen, die nach dem DNK ihre Nachhaltigkeitsstrategie und ihr Reporting aufgebaut haben, veröffentlichen ihre Entsprechenserklärungen auch. Einige möchten nicht, andere trauen sich – noch – nicht, die vielen entscheidenden Informationen, die solche Berichte enthalten, öffentlich zu teilen. Der Kodex ist dennoch einer der häufigsten Einstiege in die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Branche. Damit sind wir aber noch nicht zufrieden, wir wollen mehr Unternehmen motivieren ihre Leistungen und Ziele zur Nachhaltigkeit auch öffentlich zu machen. Der Kommunikation und Information über Nachhaltigkeit wird in den kommenden Jahren eine noch stärkere Bedeutung zukommen, das zeigen die steigenden Anforderungen der Politik und die Bedarfe der Verbraucher. Mit dem neuen aktualisierten Leitfaden möchten wir Unternehmen noch besser auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereiten.

Welche Vorteile haben Unternehmen vom DNK?

Sabet: Der Kodex eignet sich als Einstieg in das Nachhaltigskeitsreporting, denn er ist niedrigschwellig, vergleichbar und anschlussfähig an andere Berichtsstandards. Der Kodex ist kein Standard, sondern vielmehr ein Rahmenwerk – ähnlich wie ein Bücherregal – für die verschiedenen Nachhaltigkeitsleistungen im Unternehmen. Unternehmen können qualitativ – in Worten – berichten, aber auch quantitativ – gestützt auf Zahlen. Unternehmen ist es so sehr gut möglich, sich Schritt für Schritt in ihrem Nachhaltigkeitsmanagement zu verbessern und sich immer konkretere Ziele zu setzen. Auch ist der Kodex für die meisten Berichtspflichten (CSRD, EU Code of Conduct) anerkannt oder kann mit wenigen Anreicherungen zu einer Anerkennung führen (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, EU-Taxonomie). Auch kann der Kodex mit anderen internationalen Standards einfach verglichen bzw. auf diese hin ausgeweitet werden. Auch eine Prüfung ist möglich, verpflichtend ist in jedem Fall eine Plausibilitätsprüfung.

Wie können Berichte die Nachhaltigkeit einer Branche verbessern?

Sabet: Ein Bericht ist Ergebnis einer Strategiefindung und Zielsetzung. Ein Bericht schafft Klarheit über den aktuellen Status und motiviert die Unternehmen, sich noch ambitioniertere Ziele zu setzen und besser zu werden. Das spornt auch einen positiven Wettbewerb untereinander an. Last but not least haben Berichte eine wichtige Signalwirkung gegenüber Mitarbeitenden und Stakeholdern, sie zeigen Engagement und Dialogbereitschaft.

Wozu braucht es einen eigenen Branchenleitfaden für die Ernährungsindustrie?

Sabet: Der Leitfaden ist eine Übersetzung der Anforderungen des Kodex für unsere Branche, in dem viel mit Beispielen und Hilfestellungen gearbeitet wird. Die Indikatoren werden im Branchenkontext erklärt und mit Beispielen aus der Branche von großen wie kleinen Unternehmen verdeutlicht. Es wird gezeigt, wie viele unterschiedliche Wege ans Ziel führen können, manchmal fällt der Bericht zu einem Indikator kurz, mal lang aus, mal sind Worte, mal sind Zahlen geboten. In der dritten Auflage, die wir am 24. Februar vorstellen, wurden die Indikatoren weiter geschärft. Denn der DNK entwickelt sich stetig weiter und bietet nun noch mehr Möglichkeit für eine indikatorengestützte Berichterstattung, ohne die Einstiegsschwelle zu hoch zu hängen. Auch hilft der aktualisierte Leitfaden Überblick über die verschiedenen gesetzlichen Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit zu behalten. Es wird verdeutlicht, wie der DNK von Unternehmen genutzt werden kann, um diesen Pflichten so einfach und gut wie möglich nachzukommen. Besonders relevant ist das, seitdem die CSR-Berichtspflicht nun auf alle Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden ausgedehnt werden wird. Als BVE setzen wir uns dafür ein, dass auch in Zukunft die von den Unternehmen angewendeten Berichtsformate vom Gesetzgeber für die verschiedenen Berichtspflichten anerkannt werden und das doppelte und dreifache Berichterstattungen vermieden werden können.

Vielen Dank für das Gespräch!

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