Deutschen Kaffeetrinkern dürften die aktuellen Pläne aus Brüssel nicht schmecken. Schließlich könnte das bedeuten, dass das beliebte Getränk teurer wird. Die geplante Maßnahme gilt als Antwort auf einen langjährigen Tarifkonflikt zwischen der EU und dem asiatischen Land. Seit 2014 erhebt Indien Zölle auf eine Vielzahl von Produkten, insbesondere im IT-Sektor, wie zum Beispiel Mobiltelefone. Trotz der Tatsache, dass Kaffee in keiner Weise Teil dieses Konflikts ist, könnte er als Druckmittel eingesetzt werden, um Indien zur Rücknahme seiner Zölle zu bewegen.
Besorgnis in der deutschen Kaffeewirtschaft
Der Deutsche Kaffeeverband, der die Interessen von über 380 Unternehmen in der Branche vertritt, spricht sich entschieden gegen diese Maßnahme aus. Holger Preibisch, der Hauptgeschäftsführer des Verbands, warnt vor den weitreichenden negativen Konsequenzen einer solchen Entscheidung. „Die Einführung von Strafzöllen auf Kaffee würde die Verbraucher direkt treffen und das moralische Fundament des Handelns untergraben“, erklärt Preibisch. Er bewertet das Vorhaben, Lebensmittel als politisches Druckmittel zu verwenden, als „ethisch und moralisch höchst verwerflich“.
Indien gehört zu den zehn größten Kaffeeexporteuren der Welt und ist auch unter den Top Ten Lieferanten für Deutschland. Indischer Kaffee ist bekannt für seine einzigartigen Geschmacksnoten. Würden die Zölle tatsächlich eingeführt werden, könnte dies eine signifikante Verteuerung des Kaffees auf dem deutschen Markt nach sich ziehen.
Nachhaltige Lieferketten sind bedroht
Doch nicht nur die Preise für die Verbraucher sind betroffen. Auch das Nachhaltigkeitsengagement, das in den letzten Jahren intensiv gefördert wurde, steht auf dem Spiel. Der Kaffeeverband hebt hervor, dass die deutsche Industrie viel investiert hat, um die Lieferketten nachhaltiger zu gestalten sowie den Klima- und Arbeitsschutz auf den Plantagen zu verbessern. „Die Zölle zerstören bisheriges Nachhaltigkeitsengagement“, so Preibisch. Die Lieferketten würden destabilisiert werden oder sogar zusammenbrechen, da indischer Kaffee mit den EU-Zöllen nicht mehr wettbewerbsfähig wäre. „Ein wirtschaftliches Desaster für Farmer, Händler und Röster“, wie es Preibisch ausdrückt.
Für die Ernährungsindustrie ist es grundsätzlich inakzeptabel, wenn Handelsstreitigkeiten anderer Industriesektoren auf dem Rücken der Lebensmittelhersteller ausgetragen werden. „Es liegt in der Verantwortung der Politik, daraus entstehende Schäden zu kompensieren. Sanktionsspiralen sind zu unterbinden, da sie ganze Lieferketten bedrohen können“, sagt Stefanie Sabet, Geschäftsführerin und Leiterin des Brüsseler Büros der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE).