Nachhaltigkeitskennzeichnungen in der Lebensmittelindustrie: Mehr Transparenz für bewusste Kaufentscheidungen

Die Diskussion über die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln und Getränken hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen, nicht zuletzt aufgrund des wachsenden Bewusstseins der Verbraucher für Umwelt- und Klimafragen. Im Kontext der „Farm to Fork“-Strategie und des Green Deals der EU gewinnt die Frage, wie nachhaltige Produkte auf dem Markt gekennzeichnet werden sollen, zunehmend an Bedeutung. Überprüfbare und transparente Kennzeichnungen können den Verbrauchern helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und somit den Markt in Richtung nachhaltigerer Produkte zu lenken.

Bunte Snack-Verpackungen auf isoliertem HintergrundQuelle: Adobe Stock

Vor diesem Hintergrund hat die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) ihre Stellungnahme zur Nachhaltigkeitskennzeichnung in einem Rundtischgespräch mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bereits Ende 2022 veröffentlicht. In dieser Stellungnahme unterstützt die BVE die Idee einer freiwilligen Nachhaltigkeitskennzeichnung für Lebensmittel und Getränke, fordert jedoch gleichzeitig klare und harmonisierte Vorgaben auf EU-Ebene, was die Überprüfbarkeit der Nachhaltigkeitsaussagen angeht.

Die BVE betont, dass die Kennzeichnung der ökologischen Nachhaltigkeitsdimensionen aufgrund verfügbarer Methoden wie Ökobilanzen oder den EU-Umweltfußabdruck bereits besser machbar sind. Die Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus eines Produkts von der Produktion bis hin zum Transport ermöglicht glaubwürdige Aussagen über dessen ökologischen Fußabdruck. Im Gegensatz dazu sei die Messbarkeit von sozialen Nachhaltigkeitsaspekten eine größere Herausforderung, ebenso wie die objektive Gewichtung von ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit zu einer vergleichbaren Gesamtbewertung.

„Die Transparenz über den ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln und Getränken ist ein entscheidender Schritt, um den Verbrauchern klare und zuverlässige Informationen zu bieten und den Markt in Richtung umweltfreundlicherer Produkte zu lenken. Dabei muss jedoch bewusst sein, das immer nur ein Teil der Nachhaltigkeit betrachtet wird“, sagt BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet.

Wichtig dabei ist, dass solche Kennzeichnungen auf überprüfbaren, wissenschaftlich fundierten Daten und Methoden basieren und nicht aufgrund der beschränkten Vergleichbarkeit zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führen. Zudem plädiert sie dafür, dass Unternehmen und Verbraucher über unterschiedliche Kanäle – etwa digitale Plattformen oder durch Ergänzung von Informationen auf Verpackungen – auf Nachhaltigkeitsinformationen zugreifen können, ohne die Verständlichkeit zu beeinträchtigen. Dadurch wird man der Komplexität an Informationen aber auch den individuellen Verbraucherbedürfnissen besser gerecht.

Letztlich wird auch die Notwendigkeit einer besseren Datenverfügbarkeit und einer stärkeren Forschung zur Vergleichbarkeit von Produkten unterstrichen. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) müsse die Anwendung von Klimabilanzierungen und anderen Bewertungsmethoden einfach und kostengünstig gestaltet werden.

Mit dieser Stellungnahme setzt sich die BVE für eine europäische Lösung ein, die den Weg für eine nachhaltigere Ernährungsindustrie ebnen kann und gleichzeitig einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen fördert.

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