BVE-Konjunkturreport Ernährungsindustrie 11/24 Deutlicher Absatzverlust im August, ifo-Index mit deutlichem Minus

Konjunktur

Die deutsche Ernährungsindustrie musste im August 2024 einen deutlichen preisbereinigten Absatzverlust von 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat hinnehmen. Inlandsgeschäfte verzeichneten dabei mit 5,2 Prozent einen stärkeren Rückgang als das Auslandsgeschäft, das lediglich um 2,0 Prozent zurückging. Die Umsatzzahlen der Lebensmittelhersteller beliefen sich insgesamt auf 19,1 Milliarden Euro, was einem nominalen Rückgang von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von 11,9 Milliarden Euro, ein nominaler Rückgang von 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresergebnis. Das Umsatzergebnis des Auslandsgeschäftes betrug 7,1 Milliarden Euro und stieg damit nominal um 1,5 Prozent. Dabei stiegen die Ausfuhrpreise um 3,6 Prozent, während die Verkaufspreise im Inland um 0,4 Prozent zum Vorjahresmonat anwuchsen. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,1 Prozent.

Rohstoffmärkte

Die Kosten für Agrarrohstoffe und Energie sind zwei der größten Kostenfaktoren in der Lebensmittelproduktion. Steigende Preise wirken sich verzögert auf die gesamte Wertschöpfungskette aus und haben Auswirkungen auf die Verkaufspreise der Ernährungsindustrie.

Agrarrohstoffe

Die Preisentwicklung an den globalen und regionalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Der FAO Food Price Index für Weltmarktpreise wichtiger Nahrungsmittel sowie die nationalen Verkaufspreise landwirtschaftlicher Produkte sind daher bedeutende Indikatoren für die Preisentwicklungen.

Im August sanken die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte im Vergleich zum Vormonat um deutliche 4,4 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresmonat sanken die Preise um 2,8 Prozent, lagen jedoch im Vergleich zum „Vorkrisenniveau“ von Anfang 2020 noch immer etwa 31 Prozent höher. Die Preise von Produkten pflanzlicher Erzeugung sanken dabei im August verglichen mit dem Vormonat deutlich um 10,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stehen diese bei einem Minus von 10,4 Prozent. Speisekartoffeln sanken dabei im Preis (minus 35,4 Prozent zum Vormonat), Gemüse sank um 7,2 Prozent. Produkte tierischer Erzeugung verbuchten im August einen leichten Anstieg von 0,1 Prozent zum Vormonat und stehen zum Vorjahresmonat bei einem Plus von 2,7 Prozent. Der Preisindex für Schweine lag mit minus 3,9 Prozent zum Vormonat sowie minus 13,5 Prozent zum Vorjahr niedriger. Verglichen mit dem „Vorkrisenniveau“ Anfang 2020 ist der Teilindex für pflanzliche Produkte mit einem Zuwachs von knapp 33,2 Prozent deutlich stärker gestiegen als der Teilindex für tierische Produkte (knapp 30 Prozent).

Im Oktober stieg der FAO Food Price Index auf 127,4 Punkte, was einem Anstieg von 2,0 Prozent gegenüber dem Vormonat entspricht und 5,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahres liegt. Während der Teilindex für Fleisch leicht um 0,3 Prozent sank, verzeichneten andere Bereiche Zuwächse: Der Teilindex für Getreide stieg um 0,8 Prozent, für Milchprodukte um 1,9 Prozent, für Zucker um 2,6 Prozent und für Öle sogar um 7,3 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Energierohstoffe

Laut dem Statistischen Bundesamt verzeichneten die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte im September folgende Veränderungen: Die Preise für Erdgas (verflüssigt oder gasförmig) stiegen im Vergleich zum Vormonat um 5,1 Prozent, während der Preisindex für Braunkohle um 2,4 Prozent stieg. Der Preis für Erdöl fiel hingegen um 5,9 Prozent. Obwohl die Erzeugerpreise für Erdgas seit der „Energiekrise“ gefallen sind, liegen sie aktuell immer noch um etwa 180 Prozent über dem Niveau von Anfang 2020. Der Erzeugerpreis für Erdöl ist mittlerweile etwa 33 Prozent höher als vor der Krise. Der Preis für Braunkohle übertrifft das Niveau von Anfang 2020 um rund 43 Prozent.

Ausblick: Geschäftsklima

Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Die Befürchtungen einer anhaltenden konjunkturellen Stagnation haben die Stimmung in der Ernährungsindustrie insgesamt negativ beeinflusst. Die neuesten Daten zum ifo-Geschäftsklimaindex zeigten für den Oktober abermals eine deutliche Verschlechterung der Stimmung. Der Saldo des Geschäftsklimas verzeichnete einen Rückgang von 4,9 Punkten und steht mit 91,3 Punkten weiter deutlich unter der neutralen Marke von 100. Der Saldo der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verschlechterter sich mit minus 6,9 Punkten und steht nun bei 93,6 Punkten. Der Saldo für die Geschäftserwartung der nächsten sechs Monate verschlechterte sich ebenfalls und steht nun bei 89,0 Punkten: Die Anzahl der Hersteller mit negativen Geschäftserwartungen übersteigt dabei die der Hersteller mit positiven Erwartungen: 9,2 von 100 Befragten gehen von einer Verbesserung aus; 31,5 von eine Verschlechterung.

Konsumklima und Verbraucherpreise

Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Die Verbraucherstimmung befindet sich weiterhin auf niedrigem Niveau. Das Konsumklima in Deutschland konnte sich im Oktober dank gestiegener Einkommenserwartungen (plus 3,6 Punkte) und einer erhöhten Anschaffungsneigung (plus 0,9 Punkte) im Vergleich zum Vormonat erholen und verbesserte sich um insgesamt 2,7 Punkte auf minus 18,3 Punkte. Lediglich die Komponente der Konjunkturerwartung sank leicht (minus 0,5 Prozent). Für November wird mit einem Zuwachs auf einen Wert von minus 18,3 Zählern ausgegangen und somit von einem weiteren Zuwachs.

Zum Vormonat stagnierten im Oktober 2024 die allgemeinen Verbraucherpreise, während die Lebensmittelpreise (Nahrung & alkoholfreie Getränke) um 0,5 Prozent stiegen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Lebensmittelpreise um 2,4 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 1,6 Prozent.

In der Ernährungsindustrie erwirtschaften knapp 6.000 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 232,6 Mrd. Euro. Mit rund 644.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.